Eine Mutter misst den Arm ihres kleinen Sohnes mit dem MUAC-Band

Krise im Jemen: So katastrophal ist die Situation

Wie ist die aktuelle Lage im Jemen?

Im Jemen herrscht seit Jahren ein blutiger Bürgerkrieg. Die Situation hat sich zu einer der größten humanitären Krisen der Welt entwickelt. Über 21 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Davon sind mehr als die Hälfte Kinder! 400.000 Jungen und Mädchen im Jemen sind akut vom Verhungern bedroht. Krieg, die Corona-Pandemie, Cholera und Hunger führen das Land an den Rande des Zusammenbruchs.

Lebensmittel sind unerschwinglich teuer geworden. Die Preise für alltägliche Dinge wie Nahrung, Wasser und Benzin sind um 600 Prozent gestiegen. Rund 13,5 Millionen Menschen im Jemen sind von schwerer akuter Ernährungsunsicherheit bedroht. Das grenzt an eine landesweite Hungersnot.

In etlichen Städten gibt es kein sauberes Wasser mehr, denn es fehlt der Treibstoff für die Pumpen. Auch die Abwassersysteme sind zusammengebrochen. 15 Millionen Menschen habe derzeit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser oder einer Abwasserversorgung. Viele Krankenhäuser mussten schließen oder wurden zerbombt. Ärztliche Hilfe ist vielerorts unerreichbar.

Im Januar 2022 kam es erneut zu mehreren Bombenangriffen, bei denen auch Kinder umkamen. Letztlich sind es – wie so oft – die Menschen, die gar nichts für den Konflikt können, die am meisten darunter leiden.

Am 2. April 2022 wurde unter den Kriegsparteien ein vorerst zweimonatiger Waffenstillstand ausgerufen. Doch auch wenn der fragile Zustand anhalten sollte, gibt es viel zu tun. Jeder Tag ohne Bomben hilft den Menschen.

Wie ist die Situation der Kinder?

Die kleine Haylah aus dem Jemen in den Armen ihrer Mutter

Die Unterernährungsrate bei Kindern ist eine der höchsten weltweit. Alle zehn Minuten stirbt ein Kind an den Folgen von Hunger oder Krankheit. Schwer mangelernährte Kinder sind anfällig für Infektionen. Ihr Immunsystem ist stark geschwächt. Viele sterben an einer Kombination aus Hunger und der Durchfallerkrankung Cholera. Aufgrund der zusammengebrochenen Versorgung können sich solche Infektionskrankheiten besonders schnell verbreiten.

Eine ganze Generation ist verloren. Schulen wurden geschlossen oder zerstört. Über zwei Millionen Kinder können nicht zur Schule gehen. Die Zahl der Kinderhochzeiten steigt. Manche Mädchen werden schon im Alter von acht Jahren verheiratet, damit die Familie ein Mitglied weniger ernähren muss.

Laut UNICEF sind im Jemen seit Beginn der Kämpfe im März 2015 mehr als 10.000 Kinder und Jugendliche getötet oder verwundet worden. Das sind allerdings nur die vom Hilfswerk dokumentierten Fälle. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.

Hafenblockaden: Was hat es damit auf sich?

Seit Jahren werden im Jemen wichtige Häfen blockiert. Die Blockaden sollten die Rebellen im Norden des Landes treffen. Letztlich aber haben sie dramatische Konsequenzen für die Menschen des Landes. Die Kriegsparteien nehmen die Bevölkerung in Geiselhaft. Durch die geografische Lage haben sie ein leichtes Spiel: Denn aufgrund der Blockade der See- und Landwege kommt niemand und nichts in den Jemen hinein und auch niemand hinaus. Da die Menschen festsitzen, kommt es auch zu keinen Flüchtlingsbewegungen außerhalb des Landes, die Zielländer beunruhigen könnten – ein öffentlicher Aufschrei bleibt daher aus.

Es ist höchste Zeit, dass die Blockade der Häfen vollständig aufgehoben wird, damit wieder Nachschub ins Land kommt. In Regionen ohne Strom arbeiten wir mit Generatoren, um in Krankenhäusern und Gesundheitszentren wenigstens eine Basisversorgung aufrecht erhalten zu können. Auch bestimmte Impfstoffe und Medikamente müssen gekühlt werden. Wenn der Treibstoff zur Neige geht, ist uns dies nicht mehr möglich.

Unterstützen Sie unsere Hilfe im Jemen und weltweit!
19. APRIL 2022
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