Ein Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger spricht vor einer Menschengruppe in Afghanistan.

Afghanistan: Ein milder Winter verschärft die Dürre, mehr Menschen hungern

Pressemitteilung vom: 16.02.2024

Ein ungewöhnlich warmer Winter mit wenig Schnee und die Dürre sind besorgniserregende Anzeichen für eine Verschlechterung der Ernährungssituation in Afghanistan, warnt Aktion gegen den Hunger. Im gesamten Land ist in diesem Winter bisher sehr wenig Schnee gefallen, seit drei Jahren dauert nun Dürre an. Es besteht die konkrete Gefahr, dass sich die humanitäre Krise Afghanistans weiter verschärfen wird.

Zwischen dem 1. Oktober 2023 und dem 15. Januar 2024 fielen in Afghanistan nur 45 bis 60 Prozent der durchschnittlichen Niederschlagsmenge im Vergleich zu den Vorjahren. Expert*innen sagen zudem voraus, dass zwischen Februar und April 2024 überdurchschnittlich hohe Temperaturen sehr wahrscheinlich sind.

Schlimmste Dürre seit 30 Jahren

Familien, die von der Subsistenzlandwirtschaft leben, werden ohne ausreichend Regen und Schnee in große Not geraten. Afghanistan ist eines der Länder, die am stärksten von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind, und erlebt derzeit die schlimmste Dürre seit 30 Jahren. In 25 von 34 Provinzen herrschen schwere bis katastrophale Dürren, von der mehr als die Hälfte der 40 Millionen Einwohner betroffen ist.

Nach internationalen Schätzungen werden 7,8 Millionen Kinder im Jahr 2024 nicht genug zu essen haben. Wenn die Dürre bis 2024 anhält, werden weitere Ernten ausfallen und sich die Auswirkungen des Klimawandels verstärken – was die Lage der Kinder weiter verschärfen wird. Der ausbleibende Regen führt zu Wasserknappheit, sodass die Menschen vermehrt verschmutzte Wasserquellen nutzen. Dies fördert den Ausbruch von durch Wasser übertragbare Krankheiten wie Cholera und verschärft die Armut.

Razia*, 38, eine Mutter von vier Kindern, sagt: „Wir konnten in den letzten Jahren viel weniger auf unseren Feldern ernten. Wenn mein Mann Arbeit findet, verdient er 250-300 Afghanis [etwa 3-4 US-Dollar] am Tag. Aber er findet kaum Arbeit. Früher ging es uns besser. In unserem Dorf wurde Landwirtschaft betrieben und es gab Arbeit für die Tagelöhner.“

Kinder und Frauen sind besonders betroffen

Derzeit leiden vier Millionen schwangere oder stillende Frauen und Kinder unter fünf Jahren an akuter Mangelernährung. Darunter sind 3,2 Millionen Kinder, von denen etwa 875.000 an schwerer akuter Mangelernährung und 2,3 Millionen an mäßiger akuter Mangelernährung leiden, wie aus dem aktuellen IPC-Bericht hervorgeht.

Wenn Kinder Hunger leiden, sind sie anfällig für schwere gesundheitliche Probleme wie Mangelernährung und ein geschwächtes Immunsystem. Hunger kann sich nachhaltig auf die körperliche und kognitive Entwicklung eines Kindes auswirken und zu psychologischen Schäden führen. Die Dürre hat auch zur Folge, dass Kinder nicht zur Schule gehen, da sie oft gezwungen sind, Wasser für ihre Familien von immer weiter entfernten Orten zu holen.

Die internationale Gemeinschaft muss handeln und ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, um zu verhindern, dass noch mehr Kinder und Familien von der Krise in die Katastrophe getrieben werden. Im Jahr 2023 wurden nur 45 Prozent des gesamten Bedarfs an humanitärer Hilfe von den Gebern finanziert. Ohne eine schnelle und ausreichende Finanzierung noch in diesem Winter werden Millionen Menschen weiter leiden.
 
*Name geändert

16. FEBRUAR 2024
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