Kinder auf der Straße in Antananarivo, Madagaskar

Massive Rückschritte in der Finanzierung der Hungerbekämpfung 

Pressemitteilung vom: 17.01.2024

Anlässlich des Weltwirtschaftsforums in Davos warnt Aktion gegen den Hunger in einem heute veröffentlichten Bericht vor einer alarmierenden Lücke zwischen Hilfsbedarf und Finanzierung im weltweiten Kampf gegen den Hunger. Länder, die von Hungerkrisen betroffen sind, erhalten nur 35 Prozent der beantragten und benötigten Mittel für die Hungerbekämpfung. Die Finanzierungslücke bei den bedürftigsten Ländern ist im Jahr 2023 signifikant angestiegen und liegt bei 65 Prozent.  

„In einer Welt, die genügend Nahrungsmittel für alle produziert, sterben jedes Jahr Millionen unterernährte Kinder einen vermeidbaren Tod. Das dürfen wir nicht zulassen. Wir müssen entschlossen darauf hinarbeiten, das zweite UN-Ziel für nachhaltige Entwicklung, die Beseitigung des Hungers bis 2030, zu erreichen. Dazu muss die internationale Gemeinschaft die benötigten finanziellen Mittel bereitstellen. Wir begrüßen es, dass das Thema Hunger beim Weltwirtschaftsforum auf der Agenda steht. Doch den Worten müssen jedoch auch Taten folgen!“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.  

Der aktuelle Bericht zur Finanzierungslücke der Hungerbekämpfung („Hunger Funding Gap Report 2024“) analysiert die Finanzierung durch das humanitäre System der Vereinten Nationen und zeigt, dass im Jahr 2023 nur 35 Prozent der Anträge von Ländern, die von einer Hungerkrise betroffen sind, bewilligt wurden. Das entspricht einer Finanzierungslücke von 65 Prozent und einer Steigerung um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.  

Weitere Ergebnisse des Berichts:

  • Keiner der Hilfsappelle für laufende oder dringende Hungerhilfe wurde in vollem Umfang entsprochen.  
  • Nur 12 Prozent der Programme zur Bekämpfung des Hungers erhielten mindestens die Hälfte der erforderlichen finanziellen Mittel.  
  • Lediglich 8,86 Milliarden Dollar wären notwendig, um die Hungerappelle der 17 in diesem Bericht erfassten Länder vollständig zu finanzieren. 

„Der Bericht kommt zu einem entscheidenden Zeitpunkt, denn obwohl die Mittel für die Hungerbekämpfung im Jahr 2023 deutlich aufgestockt wurden, reichen sie bei weitem nicht aus, den wachsenden Bedarf zu decken“, so Friedrich-Rust. „Besonders alarmierend: Einige der wichtigsten Geberländer, inklusive Deutschland und den USA, haben für 2024 massive Kürzungen ihrer Hilfsbudgets in Aussicht gestellt. Die direkte Folge: Dieses Jahr müssen wir damit rechnen, dass noch mehr Menschen an Hunger leiden und noch mehr Kinder ihr Leben verlieren. Wir appellieren an die internationale Gemeinschaft, insbesondere auch an die finanzstarken Länder wie Deutschland, der Bereitstellung von Mitteln für die Hungerhilfe unbedingt Vorrang einzuräumen.“ 

Hintergrund zu dem Bericht 

Weltweit leiden bis zu 783 Millionen Menschen an Hunger – das ist mehr als die Bevölkerung der EU und der USA zusammen. Kriege und Konflikte, der Klimawandel und die globale Ungleichheit sind die Hauptursachen für den Hunger auf der Welt.  

Für diesen Bericht ermittelte Aktion gegen den Hunger 17 Länder, in denen im Jahr 2022 eine Hungerkrise oder Hungerkatastrophe (also mindestens Kategorie 3 der IPC-Klassifikation) herrschte, und analysierte, wie viele Finanzmittel diese Länder anschließend im Jahr 2023 erhielten. Zu diesen Ländern gehören: Afghanistan, Burundi, Zentralafrikanische Republik, Demokratische Republik Kongo, Guatemala, Haiti, Honduras, Kenia, Libanon, Madagaskar, Malawi, Mosambik, Pakistan, Somalia, Südsudan, Sudan und Jemen. Die Analyse soll beleuchten, welche Finanzierungsentscheidungen getroffen worden sind, obwohl sich die Geber der Schwere der Hungerkrise bewusst waren.  

Der Bericht stützt sich auf die Analyse des Financial Tracking Service des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sowie auf das Integrated Food Security Phase Classification Population Tracking Tool (IPC). 

Den vollständigen Bericht finden Sie hier.   

17. JANUAR 2024
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