Ein Mann aus dem Südsudan lässt frischen, selbst angebauten Reis durch seine Finger rinnen.

„Don't Starve Our Future!“ – unsere Forderungen zur COP27

Wie erreichen wir als Weltgemeinschaft eine Zukunft, in der wir alle gut leben können? Eine Frage, die fast unmöglich zu beantworten scheint. Aber eine Frage, die unweigerlich diskutiert werden muss. Ein Ort dafür ist im Jahr 2022 die Stadt Sharm El-Sheikh in Ägypten.

Am 6. November startet dort die 27. UN-Klimakonferenz. Über zwei Wochen treffen sich Staatsvertreter*innen der 197 Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention mit Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), Journalist*innen und Aktivist*innen, um gemeinsam Lösungen für den menschengemachten Klimawandel zu finden. Dabei geht es nicht nur um Wege, die globale Erwärmung aufzuhalten – etwa durch das drastische Senken bis hin zum Stopp von Emissionen –, sondern auch um Wege, wie Menschen sich an die schon jetzt spürbaren Auswirkungen wie Dürren oder Überflutungen anpassen und sich gegen Schäden absichern können. Insbesondere die Finanzierung all dieser Ansätze spielt bei der Konferenz – kurz COP, Conference of the Parties – eine große Rolle.

Die COP27 steht unter dem Motto „Together for just, ambitious implementation NOW“, zu Deutsch: „Gemeinsam für eine gerechte, ambitionierte Umsetzung JETZT“. Umgesetzt werden soll das Paris-Abkommen, bei dem sich Regierungen 2015 dazu verpflichtet haben, die globale Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad, besser 1,5 Grad zu begrenzen.

COP27: Auch Aktion gegen den Hunger ist dabei

Auch das globale Netzwerk von Aktion gegen den Hunger wird vor Ort sein. Wir nehmen, wie alle anderen NGOs als Beobachtende und Mitargumentierende teil und haben Forderungen ausgearbeitet, die wir den Vertragsstaaten vorstellen wollen. Gleichzeitig bieten wir Lösungsvorschläge. 

Bei sogenannten Side Events zeigen unsere afrikanischen Kolleg*innen auf, wie die Klimakrise Hunger verursacht und was wir tun, um diesen Hunger zu beenden. Unsere zentrale Forderung hierbei: die Menschen, die schon jetzt aufgrund des Klimawandels Hunger leiden, dürfen nicht vergessen werden. Die Krise bekämpfen wir nur mit Klimagerechtigkeit. Unser vollständiges Forderungspapier zusammen mit Beispielen, wie Klimagerechtigkeit aussehen kann und was wir bereits jetzt tun, gibt es hier zum Nachlesen und unten zusammengefasst.

Don’t Starve Our Future:  Forderungen von Aktion gegen den Hunger an die COP27

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Warum wir jetzt handeln müssen

Wie wichtig es ist, sofort zu handeln, zeigt schon ein Blick auf eine Zahl: Bis zu 828 Millionen Menschen litten 2021 weltweit an Hunger. Die Gründe sind zahlreich: zunehmende Konflikte – unter anderem der Krieg in der Ukraine –, globale Ungleichheit, mangelnder Zugang zu Grundrechten und -dienstleistungen wie Wasser und Gesundheitsdiensten sowie extreme Wetterereignisse aufgrund der Klimakrise. Klimaereignisse nehmen an Häufigkeit und Intensität zu und bringen die ohnehin schon gefährdeten Bevölkerungsgruppen in immer prekärere Situationen. Heute sind 27 der 35 am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder von extremer Ernährungsunsicherheit betroffen. Tendenz steigend. Vor allem Menschen in Afrika südlich der Sahara, in Südasien und Mittelamerika werden zukünftig immer stärker von Hunger betroffen sein, wenn die Weltgemeinschaft nicht jetzt handelt. Wir fordern daher: 

Länder, die die Umwelt am stärksten verschmutzen, müssen ihre Verantwortung wahrnehmen

Die Länder, die für die Klimakrise verantwortlich sind, müssen ihre Finanzmittel aufstocken, damit sich die Welt an die Auswirkungen der Klimakrise anpassen kann. Derzeit fließt nur kleiner Teil der Finanzmittel in entsprechende Projekte, während der Großteil für Projekte zur Emissionsminderung verwendet wird. Dies ist zwar ebenfalls wichtig, doch muss auf die Auswirkungen der Klimakrise in gleichem Maße reagiert werden. Denn mit diesen muss die Mehrheit der Menschen auf der Erde bereits jetzt leben. Darüber hinaus müssen die Länder mit dem größten Emissionsausstoß ihren Anteil an den Zuschüssen (und nicht an den Darlehen) für die Länder des Südens, die sich bereits in einer Schuldenkrise befinden, erhöhen.

Das ist das Ende der vollen Kühlschränke.

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Die betroffenen Menschen müssen entscheiden können

Die Länder des Südens sind den Auswirkungen des Klimawandels am stärksten ausgesetzt, erhalten aber nicht die notwendige Unterstützung, um sich anzupassen. Die Finanzmittel für die Anpassung an die Klimakrise müssen den lokalen Gemeinschaften und den Organisationen der Zivilgesellschaft direkt zur Verfügung gestellt werden. Derzeit produzieren Kleinbauern ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittel, erhalten aber nur 1,7 Prozent der Klimafinanzierung, obwohl sie zu den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Gruppen gehören.

Die am meisten gefährdeten Gemeinschaften müssen auch eine führende Rolle bei Anpassungs- und Abschwächungsinitiativen spielen, damit sie ihre Nahrungsmittel- und Ernährungssicherheit aufrechterhalten können. Frauen und Mädchen haben ein höheres Risiko, unter den negativen Auswirkungen des Klimawandels zu leiden. Anpassungsmaßnahmen müssen daher die Auswirkungen des Klimawandels systematisch und wirksam mit einem geschlechtsspezifischen Ansatz angehen. Das wäre etwa möglich, indem sichergestellt wird, dass Landwirtinnen Zugang zu Land, Krediten, Schulungen und landwirtschaftlichen Betriebsmitteln haben, die auf ihre Bedürfnisse und Prioritäten zugeschnitten sind.

Agrarökologie muss unterstützt und finanziert werden

Die Regierungen müssen die Lebensmittelsysteme umgestalten, um eine gesunde, faire und nachhaltige Ernährung und klimafreundliche Anbaumethoden wie die Agrarökologie zu fördern. Ein stabiler Zugang zu nahrhaften, vielfältigen und erschwinglichen Lebensmitteln in einem sich verändernden Klima wird ohne eine transformative und lokale Anpassung der Landwirtschaft nicht möglich sein. Regierungen und Geber müssen in die Agrarökologie investieren, um die langfristige Widerstandsfähigkeit sowie die Lebensmittel- und Ernährungssicherheit zu gewährleisten, insbesondere in den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Gebieten. Die Ernährungssysteme verursachen derzeit bis zu einem Drittel der weltweiten Emissionen, wobei die intensive Viehhaltung und die Produktion und Verwendung synthetischer Düngemittel besonders schädlich sind. 

Die Agrarökologie ist eine hochwirksame Anpassungsstrategie, die der menschlichen Gesundheit und der biologischen Vielfalt zugutekommt. Sie belässt den Landwirten einen größeren Teil ihres Einkommens und ist für Kleinbauern und Frauen besonders wertvoll.

Der Zugang zu Wasser muss gewährleistet sein

Etwa die Hälfte der Weltbevölkerung leidet zumindest zeitweise im Jahr unter schwerer Wasserknappheit. Um das Menschenrecht auf Zugang zu sicherem Wasser und sanitären Einrichtungen zu gewährleisten, müssen die Regierungen die Wasser-, Sanitär- und Hygienedienste (WASH) unterstützen, damit sie gegen Schocks, einschließlich Wetterkatastrophen, gewappnet sind. Die Investitionen und die politische Unterstützung für die WASH-Infrastruktur müssen in Ländern mit hoher Unterernährungslast erhöht werden – mit Unterstützung von Gebern und multilateralen Organisationen.

Fast die Hälfte des weltweiten Trinkwassers wird aus Grundwasser gewonnen. Da Wasser immer knapper wird, nimmt die Abhängigkeit vom Grundwasser zu und spielt eine wichtige Rolle bei der Anpassung an den Klimawandel. Da die Grundwasserressourcen unverzichtbar im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels sind, muss eine gerechte Nutzung der lebenswichtigen Ressource sichergestellt werden. Haushalte und die öffentliche Gesundheit müssen dabei Vorrang haben. 

Das Aktionsbündnis gegen den Hunger fordert von den Regierungen und den politischen Entscheidungsträgern, dass dringend ehrgeizige Maßnahmen ergriffen werden, um die Ernährungssicherheit und die Ernährung der heutigen und künftigen Generationen zu gewährleisten.

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20. JULI 2023
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