Eine junge somalische Mutter sitzt mit ihrem Baby auf dem Boden, im Vordergrund schaut ein Junge in die Kamera.

Fünf Fakten über die Hungersnot

In Somalia droht eine Hungersnot ungeahnten Ausmaßes. Rund 7 Millionen Menschen sind akut vom Verhungern bedroht.  

Seit ein paar Jahren steigt die Zahl der weltweit hungernden Menschen wieder – dabei war sie lange Zeit rückläufig. Doch Konflikte, die Klimakrise, die Auswirkungen der Corona-Pandemie, eine wachsende ökonomische Kluft und andere Faktoren sorgen dafür, dass insbesondere in Ländern des Globalen Südens wieder mehr Menschen hungern. Besonders heftig davon betroffen sind Frauen – und Kinder leiden am meisten. 

Aber was genau ist das eigentlich, eine Hungersnot? 

1. Eine Hungersnot ist ein tödlicher Wendepunkt 

Das Wort „Hungersnot“ wird genutzt, um die schlimmste Form einer Hungerkrise zu beschreiben. Sie wird nur dann ausgerufen, wenn folgende drei Kriterien zutreffen: 

  • 20 Prozent der Bevölkerung stehen weniger als 2.100 Kilokalorien am Tag zur Verfügung 
  • Mehr als 30 Prozent der Kinder sind von akuter Mangelernährung betroffen 
  • 2 von 10.000 Menschen oder 4 von 10.000 Kindern sterben jeden Tag an Hunger 

Kinder sind die ersten, die von Mangelernährung betroffen sind. Ohne Hilfe werden sie ihren nächsten Geburtstag nicht erleben. 

Eine somalische Mutter sitzt in buntes Tuch gewickelt mit ihrem Kind im Schoß auf einem Teppich in einer Unterkunft aus Wellblech
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Eine Hungersnot trifft zuallererst Mütter und Kinder. Schnelle Hilfe ist dringend notwendig.

2. Eine Hungersnot entsteht nicht über Nacht 

Hungersnöte treten – anders als Katastrophen wie Erdbeben oder Fluten – nicht plötzlich auf. Sie entwickeln sich langsam und bleiben meistens monatelang unbeachtet von der Öffentlichkeit und der Presse. Oft haben Familien bereits Monate, wenn nicht sogar Jahre, große Not erlebt, bevor eine Krise Schlagzeilen macht. Traurigerweise werden weitreichende Notfallmaßnahmen erst dann ergriffen, wenn die Situation den kritischen Punkt bereits erreicht hat. 

Ausgerufen wird eine Hungersnot auf Basis der sogenannten IPC-Skala (Integrated Food Security Phase Classification). Diese Skala bewertet die Ernährungsunsicherheit eines Gebiets von Phase 1 (minimal) bis Phase 5 (Hungersnot). Drohende und bereits akute Hungersnöte (Phase 4 – Notsituation – und Phase 5) erfordern schnelles Handeln. 

Die momentane Hungerkrise in Somalia hätte verhindert werden können, wenn die internationale Gemeinschaft früher eingegriffen hätte. Laufende Analysen, Daten und Warnsysteme haben uns eindeutige Zeichen gegeben und aufgezeigt, wo umfangreiche humanitäre Unterstützung am dringendsten gebraucht wird. 

Aktion gegen den Hunger und viele weitere Hilfsorganisationen sind vor Ort und retten Leben. Aber der Bedarf ist groß. Die internationale Gemeinschaft muss die bereits zugesagten Hilfen zügig zur Verfügung stellen. Die deutsche Regierung darf ihre humanitäre Unterstützung auf keinen Fall kürzen!  

3. Hungersnöte sollte es im 21. Jahrhundert nicht mehr geben

Bis Mitte des 20. Jahrhunderts starben jedes Jahrzehnt Millionen Menschen während einer Hungersnot. Seitdem wurden große Fortschritte gemacht und katastrophale Hungersnöte mit mehr als einer Million Todesopfern konnten verhindert werden.  

Der starke Rückgang der Todesfälle ist auch humanitären Organisationen und einer immer engagierteren Zivilgesellschaft zuzuschreiben, die seit den 1970er Jahren hart daran arbeiten, politische Entscheidungsträger in die Verantwortung zu nehmen. Das ist eine große Leistung! 

Aber auch wenn es Fortschritte gibt, blicken heute allein in Somalia rund 1,8 Millionen Kinder dem Hungertod ins Auge. Das ist über die Hälfte aller Kinder im Land. Durch die Auswirkungen der Klimakrise – am Horn von Afrika herrscht seit Jahren Dürre – sowie Konflikte und ihre negativen Auswirkungen auf den Zugang und die Ausfuhr von Lebensmitteln stehen dort über 20 Millionen Menschen vor dem Nichts. In Ländern wie dem Jemen, Afghanistan, dem Südsudan oder Madagaskar ist die Situation ähnlich dramatisch. Weltweit haben rund 783 Millionen Menschen nicht genug zu essen. Dabei wäre eigentlich genug für alle da.  

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4. Ein menschengemachtes Problem – eine menschliche Lösung

Die gute Nachricht: Hungersnot und Hunger lassen sich vermeiden. Sie sind von Menschen verursacht und können auch von Menschen gelöst werden. Mehr noch: In der Charta der Menschenrechte sowie und den Internationalen Zielen für nachhaltige Entwicklung hat die Weltgemeinschaft ohne jeden Zweifel festgelegt, dass kein Mensch Hunger leiden darf. Das heißt im Umkehrschluss: Fehlendes Einschreiten verletzt die Rechte von Millionen von Kindern und Erwachsenen. 

„Hungersnöte sind menschengemacht. Ihre Warnsignale sind nicht zu übersehen. Die Welt hat eine kollektive Verantwortung, heute etwas zu unternehmen, damit andere Menschen nicht noch tiefer ins Unglück sinken. Jetzt muss gehandelt werden. Wir können Kindern nicht ihrer Zukunft berauben.“

Jean-Michel Grand, Direktor bei Aktion gegen den Hunger Großbritannien

Eine Mutter und ihr geschwächtes Baby werden in einem Krankenhaus von einem Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger beraten.
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Unsere Mitarbeiter*innen behandeln Kinder gegen Mangelernährung und unterstützen Mütter dabei, für ihre Familien zu sorgen. In Zeiten einer drohenden Hungersnot muss hier besonders schnell gehandelt werden.

5. Noch können wir Leben retten und die schlimmste Tragödie abwenden

Humanitäre Organisationen wie Aktion gegen den Hunger retten Leben und helfen Tausenden Menschen, zu überleben. Unsere Mitarbeiter*innen behandeln weltweit akut mangelernährte Kinder mit lebensrettender Aufbaunahrung und schulen Eltern darin, ihre Familie mit den verfügbaren Mitteln möglichst gesund zu ernähren. Wir versorgen Menschen mit Nahrungsmitteln und frischem Wasser und arbeiten gleichzeitig daran, sie langfristig vor den Auswirkungen von Krisen zu schützen. Dazu sind wir auch an Forschungen beteiligt, um Hungerkrisen besser zu verstehen, ihnen vorzubeugen und ihre Auswirkungen zu minimieren.  

Der Bedarf ist gewaltig, und das Überleben von Millionen Kindern, Frauen und Männern hängt jetzt von schnellen Maßnahmen ab. Daher leisten wir Nothilfe in den von Hungersnot bedrohten Gebieten und setzen alles daran, so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Doch ohne politische Lösungen, die Einhaltung des internationalen humanitären Rechts, flexible Finanzierung und einen sicheren, bedingungslosen Zugang zu den betroffenen Menschen wird das Leiden weiter zunehmen, werden noch mehr Kinder sterben. 

Wir müssen – und können! – mehr tun, als Menschen nur am Leben zu erhalten. Wir müssen auch in die Zukunft schauen und uns fragen, was als nächstes kommen soll. Deshalb erarbeiten wir gemeinsam mit der internationalen Gemeinschaft Lösungen, durch die sich die Gemeinden wieder voll entwickeln und Krisen selbst bewältigen können. Machen Sie mit?

Gemeinsam Leben retten
20. JULI 2023
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