Mädchen sitzt auf Schulbank und stützt ihren Kopf mit dem Arm ab.

Hunger und Bildung bedingen sich gegenseitig

Unterernährung: Ein Risiko für die Entwicklung von Kindern und Gesellschaft

Wussten Sie, dass Unterernährung die Wahrscheinlichkeit, im Alter von acht Jahren keinen einfachen Satz schreiben zu können, um 12 Prozent erhöht? Dass unterernährte Kinder bis zu 3,6 Jahre weniger Schulbildung erhalten? Wussten Sie, dass besonders Mädchen unter dem Mangel an Bildung leiden müssen?

Was ist eigentlich Unterernährung?

Um die Ernährungssituation von Kindern zu beschreiben, unterscheidet die Weltgesundheitsorganisation zwischen drei Formen der Unterernährung, die den Zustand der Hungernden beschreiben: Wasting, Stunting und Untergewicht. Wasting ist die schwerste Form und sichtbares Zeichen einer akuten Unterernährung. Kinder mit Wasting wiegen im Verhältnis zur Körpergröße zu wenig. Stunting ist Folge von chronischer Unterernährung und äußert sich dadurch, dass Kinder für ihr Alter zu klein sind. Wird Untergewicht diagnostiziert, wiegt das Kind für sein Alter zu wenig.

Erschreckendes Ausmaß von Unterernährung bei Kindern

Ungefähr 194 Millionen Kinder weltweit leiden an Unterernährung. Rund 149 Millionen sind zu klein für ihr Alter (Stunting) und mehr als 45 Millionen wiegen zu wenig für ihre Körpergröße (Wasting). Oftmals wird Unterernährung als ein rein gesundheitliches Thema begriffen. Das greift jedoch zu kurz, denn Unterernährung hat weitreichende negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Kindern und somit als Konsequenz auch auf die Entwicklung der Gesellschaft.

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Unterernährung in der Kindheit verursacht chronische Folgen

Schon vor der Geburt kann Unterernährung ein Risikofaktor für das Kind werden. So wirkt sich eine schlechte Ernährung der Mutter und ein daraus resultierender Vitamin-D-Mangel sowohl auf das Wachstum des Fötus, als auch auf die Entwicklung des Gehirns aus. Nach der Geburt sind vor allem die ersten 1.000 Tage im Leben eines Kindes richtungsweisend. Denn Schäden, die durch Unterernährung in diesem Zeitfenster der frühkindlichen Entwicklung entstehen, sind nicht heilbar. Die Folgen reichen von eingeschränkter körperlicher und geistiger Entwicklung bis hin zu einem schwachen Immunsystem und einer geringen Lebenserwartung. Insgesamt belegen Studien, dass Unterentwicklung in jungen Jahren zu eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten und schlechteren schulischen Leistungen führt. Bei vier von zehn Kindern in Subsahara und Südasien führt Unterernährung derzeit zu unterentwickelten Gehirnen und Körpern.

Auswirkungen von Unterernährung während der Schulzeit

Unterernährte Kinder haben es in der Schule schwerer. Neben Müdigkeit und Konzentrationsschwäche führt ihr Ernährungszustand dazu, dass sie physisch schwächer und anfälliger für Krankheiten sind. Daher fällt es ihnen schwerer, Fähigkeiten und Schlüsselkompetenzen zu erwerben, die sie in ihrem Leben weiterbringen würden. Hinzu kommt, dass unterentwickelte Kinder anfälliger für Depressionen und Angstzustände sind. Darüber hinaus schwächt Unterernährung das Selbstvertrauen der Kinder, ihren Wunsch Karriere zu machen und ihre Zukunft zu gestalten.

Was tun?

Die erste gute Nachricht ist, dass eine angemessene Ernährung in Verbindung mit Bildung schnell einen sozioökonomischen Wandel herbeiführen kann. Die zweite gute Nachricht ist, dass wir genau wissen, in welchen Ernährungsbereichen wir ansetzen müssen.

Wie kann Unterernährung bekämpft werden?

Die ersten zwei Jahre im Leben eines Kindes – insbesondere die ersten 1.000 Tage – sind der entscheidende Zeitraum, um den negativen Effekten von Mangelernährung vorzubeugen und zu verhindern, dass der Teufelskreis der Armut seinen Lauf nimmt. Frühe Ernährungsmaßnahmen haben dauerhafte und langfristige Auswirkungen – denn eine gute Ernährung erhöht die Chancen auf eine bessere Ausbildung und auf Erfolg im Berufsleben. Je nach Land können rechtzeitige Hilfsmaßnahmen bei mangelernährten Kindern, das Einkommen von Erwachsenen um bis zu 50 Prozent erhöhen. Außerdem wirkt sich bessere Bildung auch auf die Ernährung aus. Ist die Mutter gebildet, hat dies einen positiven Einfluss auf das Wohlergehen des Kindes. Das zeigt, dass Unterernährung als Gefahr für Entwicklung und Wirtschaft darstellt. Eine gesunde Entwicklung im jungen Kindesalter sicherzustellen, ist daher auch aus wirtschaftlicher Sicht eine gute Entscheidung.

Ernährung und Bildung sind die Schlüssel

Jeder Euro, der in den Kampf gegen Unterernährung investiert wird, rechnet sich um ein Vielfaches.  Durch gute Ernährung können unterernährte Kinder ihr Potenzial voll nutzen und somit – dank starkem Körper und Geist – zum wirtschaftlichen Aufschwung einer Gesellschaft beitragen. In einer globalen Wirtschaft, in der hochqualifizierte Arbeitskräfte mehr denn je gebraucht werden, kann der Armutskreislauf nur durch eine Auslöschung von Mangelernährung bei Kindern durchbrochen werden.

Regierungen müssen heute in gesunde und gut ausgebildete Arbeitskräfte investieren, um in Zukunft dem internationalen Wettbewerb standhalten zu können. In den Kampf gegen Mangelernährung zu investieren ist der erste Schritt, um den Armutskreislauf zu durchbrechen und Chancengleichheit herzustellen.

7. OKTOBER 2021
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