Das Nestlé-Logo auf dem Dach der Zentrale

Unsere Kommunikation mit Nestlé & Co.

Schon vor dem öffentlichen Start unserer Kampagne „Nestlé: Stopp deine Werbung für Babymilch!“ sind wir mit Nestlé und sechs anderen Unternehmen (Hipp, Danone, Kraft Heinz, Friesland Campina, Abbott und Reckitt) in Kontakt getreten und haben sie um eine schriftliche Stellungnahme zu unseren Forderungen gebeten (Aktion gegen den Hunger 1).  

Nestlés Antwort (Nestlé 1) kam prompt und war ziemlich ernüchternd. Obwohl sie in ihrem Brief eindeutig festhalten: „Wir wissen, dass Muttermilch ein wahres Wunder der Natur ist und damit die beste Ernährung für jeden Säugling.“, scheinen sie keinen Anlass zu sehen, den WHO-Milchkodex vollständig umzusetzen. Lediglich die Werbung für Pre-Milch für Kinder bis 6 Monate will Nestlé seit Anfang 2023 weltweit einstellen. Darüber hinaus befolgt Nestlé die „12-Monate-Regel“ in allen Ländern, in denen die Kindersterblichkeit und Mangelernährung bei Kindern unter 5 Jahren besonders erhöht sind (sogenannte „Hochrisiko-Länder“*). 

Die positive Nachricht: In einem weiteren Brief (Nestlé 2) hat Nestlé uns ein persönliches Gespräch angeboten, um unsere Forderungen anzubringen und uns inhaltlich auszutauschen. In unserer Antwort (Aktion gegen den Hunger 2) haben wir dargelegt, warum wir die aktuellen Selbstverpflichtungen von Nestlé für nicht ausreichend halten. Die wichtigsten Punkte sind: 

  • Ein Werbestopp für Babymilchprodukte bis zu sechs oder zwölf Monaten ist nicht ausreichend. Der Milchkodex umfasst alle Muttermilchersatzprodukte für Kinder im Alter bis 36 Monaten – und das aus gutem Grund. Oft werden die Milchpulverpackungen für die verschiedenen Altersstufen absichtlich sehr ähnlich gestaltet – ein Werbeclip für Folgemilch für ein älteres Kind spricht somit Eltern mit Babys jeglichen Alters an. Das ist eine perfide Umgehung des Werbeverbots! 

  • Wir präsentieren zahlreiche Studienergebnisse, die beweisen: Werbung für Muttermilch wirkt weiterhin und beeinflusst Mütter und Väter auf der ganzen Welt. Auch Verstöße von Nestlé werden in zahlreichen Monitoring-Berichten genannt.  

Um unsere Forderungen zu bekräftigen und in die Öffentlichkeit zu tragen, haben wir am 22. September 2022 vor der Frankfurter Zentrale des Nestlé-Konzerns protestiert. Mit unserem „stillenden Protest“ machten wir deutlich: Nestlé muss sich jetzt bewegen, um Kinderleben auf der ganzen Welt zu retten. Da niemand persönlich mit uns sprechen wollte, warfen wir einen Brief an den deutschen Vorstandsvorsitzenden in den Briefkasten. Darin luden wir Herrn Boersch ein, dem Gespräch zwischen Nestlé-Mitarbeiter*innen und uns persönlich beizuwohnen (Aktion gegen den Hunger 3). 

Die große Enttäuschung: Im nächsten Schritt hat Nestlé ein persönliches Gespräch unbestimmt aufgeschoben und unsere Kritikpunkte erneut zurückgewiesen (Nestlé 3). Schade! Wir sind weiterhin gesprächsbereit, machen aber auch klar, dass Nestlé momentan keinesfalls – wie der Konzern uns gegenüber behauptet – dem Milchkodex entsprechend handelt, sondern dringend seine weltweiten Werbeaktivitäten an den WHO-Standard anpassen muss (Aktion gegen den Hunger 4). Was die Nestlé-PR-Abteilung hier nach außen trägt, ist veritables Bluewashing

Das Trauerspiel geht weiter: Nestlé reagiert über 2 Monate gar nicht auf unseren Brief. Diese Vogel-Strauß-Taktik lassen wir uns nicht gefallen und verfassen ein weiteres Schreiben an den deutschen Babynahrungs-Chef (Aktion gegen den Hunger 5). Unsere Message:

  • Wir sind weiterhin zu einem persönlichen Gespräch mit Nestlé-Vertreter*innen bereit und erwarten eine Zusage bis zum 1. März 2023.
  • Wir kommentieren die neue „Nestlé Policy For Implementing The WHO Code“, die der Großkonzern im Januar 2023 veröffentlicht hat. Unser Fazit: Die neuen Richtlinien gehen nicht weit genug und setzen den WHO-Kodex nicht ansatzweise um. Die neue Policy hat ihren Namen nicht verdient!

Unterstützung für unsere Kampagne erhalten wir zwischenzeitlich auch von Campact - gemeinsam haben wir im Sommer 2023 bereits über 60.000 Unterschriften für unsere Petition gesammelt, die wir Nestlé im September 2023 übergeben wollen (Aktion gegen den Hunger 6). Leider schreckt Nestlé vor der öffentlichen Konfrontation zurück und lehnt die Annahme der Petitionsunterschriften ab. Immerhin: Als Reaktion auf den öffentlichen Druck schickt der Konzern uns endlich ein konkretes Angebot für ein vertrauliches Hintergrundgespräch (Nestlé 4 & Nestlé 5), das im Oktober 2023 stattfindet. 

Unsere Position ist klar: Nestlé muss sich bewegen, und zwar sofort! Es ist absolut inakzeptabel, dass Großkonzerne sich über 40 Jahre nach der Verabschiedung des Milchkodexes immer noch nicht daran halten. Wir sagen: Nestlé, Dein Produkt, Deine Verantwortung! 

Auch klar ist, dass wir nicht auf die Übergabe unserer Petition und der über 77.000 Unterschriften verzichten werden. Wir haben Nestlé daher gebeten, unsere Petition am 5. Dezember in seiner Unternehmenszentrale in Frankfurt entgegenzunehmen (Aktion gegen den Hunger 8). Leider lehnt Nestlé eine öffentliche Übernahme der Forderungen ab (Nestlé 6). Davon lassen wir uns nicht entmutigen - und reisen dennoch nach Frankfurt!

*Diese Definition ist erfüllt, wenn eines der folgenden Kriterien zutrifft:

  • Die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter 5 Jahren ist höher als 10 pro 1.000
  • Die akute Mangelernährung bei Kindern unter 5 Jahren ist höher als 2 Prozent"
4. DEZEMBER 2023
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