Gemüseanbau im Flüchtlingslager

Er befindet sich im Flüchtlingslager Gawilan im irakischen Kurdistan, in dem es vier Gewächshäuser gibt, die Aktion gegen den Hunger betreibt und in denen die Flüchtlinge täglich arbeiten können.

Bereits vor fünf Jahren verließ Muhammad sein Zuhause in einem Vorort von Damaskus. „Ich lebte in der Nähe von Ghouta. Kurz nach dem Beginn des Konflikts gab es Bombenangriffe und Kämpfe. Zwei Tage lang sind die Raketen ohne Pause gefallen. Wir liefen nach rechts, sie trafen links, wir liefen nach links, sie schlugen rechts ein; wir hatten Glück.“

Zwei Tage lang sind die Raketen ohne Pause gefallen.

In einem Land, in dem Krieg herrscht, ist es jedoch zu riskant, sich langfristig auf das eigene Glück zu verlassen. Daher verkaufte Muhammad alles, was er besaß: Hof, Auto, Gerätschaften. Zusammen mit seiner Frau, den fünf Kindern sowie seinen Eltern und Geschwistern verließ er Syrien und flüchtete in die Türkei.

 

Durch den Verkauf seines Hab und Guts konnte Muhammad Geld ansparen. Doch wenn man ohne Einkommen länger als zwei Jahre die Mieten von drei Wohnungen für seine Familie zahlen muss, ist man schnell am Ende. „Ich habe mehr als 50.000 Euro in zwei Jahren ausgegeben. Es war die Hölle in der Türkei. Das Einzige in diesem Land, das etwas Gutes birgt, ist das Gesundheitssystem. Die Menschen haben uns ausgebeutet. Wir haben alle versucht, etwas Geld zu verdienen.“

Mit ihren letzten Ersparnissen gelangten Muhammad und seine Familie an die Grenze zum Irakischen Kurdistan, wo sie seither im Flüchtlingslager Gawilan leben. „Wir wohnen jetzt seit 18 Monaten hier. Es geht uns hier besser als zuvor. Jeden Morgen gehe ich ins Gewächshaus und kann arbeiten. Ich kann frische Produkte essen und dank meines Einkommens kann meine Familie überleben.“

Insgesamt 450 m² groß ist die Fläche, auf der Aktion gegen den Hunger Gewächshäuser betreibt. Durch das Projekt sollen auch Beziehungen zu den lokalen Landwirten aufgebaut werden, von denen sich die Flüchtlinge beraten lassen können. „Jeder Boden hat seine Besonderheiten“, erklärt Yousif Khoshnaw, Projektleiter von Aktion gegen den Hunger. „Wenn sie professionelle Unterstützung aus dem landwirtschaftlichen Bereich erhalten, können die Flüchtlinge ihre Erträge und die Qualität der Ernten verbessern.“ Die Auswirkungen des Projekts sind vielseitig: Neben der Verbesserung der Lebensmittelsicherheit und der Einkommen für die Flüchtlinge, sind die Preise der Lebensmittel im Flüchtlingslager gesunken.

Muhammad betrachtet das Ergebnis seiner mühsamen Arbeit: „Viele der Leute, die mir nahe standen, sind gestorben. Ich habe zwei Schwager verloren, mein Vater wurde von einer Bombe getötet, eine meiner Schwestern wurde verletzt und ich geriet mehrere Male zwischen die Schusslinien. Ich bin dem Tod mehrmals entkommen, ich hatte wirklich viel Glück.“

Bilder: Florian Seriex

20. JULY 2017
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