
Hungersnot in Gaza bestätigt: Aktion gegen den Hunger fordert uneingeschränkte humanitäre Hilfe
Erstmals hat die IPC-Initiative offiziell eine Hungersnot (IPC-Phase 5) im Verwaltungsbezirk Gaza, in der auch Gaza-Stadt liegt, bestätigt. Laut IPC-Bericht könnte sich die Hungersnot bis Ende September auf die Bezirke Dair al-Balah und Chan Yunis ausweiten. 641.000 Menschen sind akut vom Hungertod bedroht, darunter eine erschreckend hohe Zahl von Kindern.
Hungersnot in Gaza: Kinder und Frauen besonders gefährdet
„Unsere Teams verzeichnen die höchste Zahl schwerer Unterernährung seit Beginn unserer Hilfe in Gaza 2024“, sagte ein Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger in Dair al-Balah. „Schwangere und stillende Frauen sind doppelt gefährdet: Sie sind erschöpft, hungern und haben kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung und Ernährung.“
Allein im Juli und August wurden mehr als 400 unterernährte Kinder registriert – 20 Prozent davon in lebensbedrohlichem Zustand. Daten der Vereinten Nationen und anderer NGOs zeigen, dass die monatlich neu registrierten Fälle in die Tausende gehen. Im Mai wurden 5.119 Kinder unter fünf Jahren wegen akuter Unterernährung behandelt – ein Anstieg von 148 Prozent gegenüber Februar.
Im Juni stieg die Zahl auf 6.500, den höchsten Stand seit Oktober 2023. In den ersten beiden Juliwochen kamen bereits über 5.000 weitere Fälle hinzu. Der aktuelle IPC-Bericht prognostiziert, dass bis Juni 2026 mindestens 132.000 Kinder unter fünf Jahren von akuter Unterernährung bedroht sein könnten, darunter über 41.000 schwere Fälle.
„Viele Familien können die Ernährungszentren nicht erreichen. Der Mangel an Nahrungsmitteln erschwert die Behandlung. Auch viele stillende und schwangere Mütter sind unterernährt“, sagte ein Mitarbeiter von Aktion gegen den Hunger in Gaza.
Humanitäre Hilfe überlebenswichtig
„Nach fast zwei Jahren Zwangsumsiedlungen, Luftangriffen und unterbrochener Versorgung sind die Menschen in Gaza auf humanitäre Hilfe angewiesen. Mütter und ihre Kinder sind besonders gefährdet“, sagte Vincent Stehli, Einsatzleiter von Aktion gegen den Hunger. „Angesichts der Hungersnot ist die derzeitige Hilfe absolut unzureichend“, fügte er hinzu.
Humanitäre Hilfe ist weiterhin stark eingeschränkt. Aktion gegen den Hunger und andere Hilfsorganisationen stoßen auf administrative Hürden bei der Einfuhr von Hilfsgütern. Die lokale Nahrungsmittelproduktion ist fast unmöglich, da nur 1,5 Prozent der Anbauflächen zugänglich sind. Die Inflation hat die Preise für Grundnahrungsmittel seit Oktober 2023 um 4.000 Prozent steigen lassen. Die Unterkünfte sind desolat, weitere Vertreibungen drohen das System zu überlasten.
„Ein sofortiger Waffenstillstand ist entscheidend, um groß angelegte Hilfe zu ermöglichen und Leben zu retten. Die Hungersnot muss jetzt gestoppt werden“, sagte Stehli. Aktion gegen den Hunger fordert deshalb eine dauerhafte Waffenruhe, die bedingungslose Freilassung aller Geiseln und einen uneingeschränkten und dauerhaften Zugang für humanitäre Helfende. Nur durch koordinierte Bemühungen können wir weitere Todesfälle in Gaza zu verhindern.
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