Mitarbeiterin von Aktion gegen den Hunger untersucht Kind auf Unterernährung

Weniger Unterstützung bei wachsendem Bedarf: Neuer Bericht zeigt alarmierende Finanzierungslücke in der weltweiten Hungerhilfe

Pressemitteilung vom: 22.02.2023

Ein aktueller Bericht von Aktion gegen den Hunger zeigt die alarmierende Lücke zwischen Hilfsbedarf und Finanzierung im weltweiten Kampf gegen den Hunger. Demnach werden mehr als die Hälfte aller Anträge für Nothilfe bei den Vereinten Nationen nicht mehr bewilligt. Länder, die die schlimmsten Hungerkrisen erleben, erhalten weniger finanzielle Mittel zur Hungerbekämpfung als Länder mit niedrigeren Hungerraten.
Der Hunger nimmt weltweit zu, zugleich sinkt die Finanzierung von Nothilfeprogrammen – das zeigt der heute von Aktion gegen den Hunger veröffentlichte Bericht zur Finanzierungslücke der Hungerbekämpfung („Hunger Funding Gap Report") 2023. Demnach wurden im vergangenen Jahr weniger als die Hälfte aller Anträge (47 %) für Nothilfeprogramme der Vereinten Nationen im Zusammenhang mit Hunger bewilligt. Daraus ergibt sich für das Jahr 2022 eine Finanzierungslücke von 53 % in der weltweiten Hungerhilfe. Die Analyse zeigt auch, dass Länder, die die schlimmsten Hungerkrisen erleben, weniger Hungerhilfe erhalten als Länder mit niedrigeren Hungerraten, darunter unter anderem Somalia. 

Hungerbekämpfung als humanitäre Investition 

„Hunger ist ein komplexes Thema und die Finanzierung ist nur ein Teil dessen, was es braucht, um den Hunger zu unseren Lebzeiten zu beenden. Doch nach mehr als 40 Jahren humanitärer Arbeit in 51 Ländern wissen wir, dass eine ausreichende Finanzierung der Hungerbekämpfung  ein entscheidender Schritt ist“, sagt Jörg Mühlbach, Leiter Programme und Advocacy bei Aktion gegen den Hunger. „Während einige Regierungen letztes Jahr mehr gegeben haben, stieg der Bedarf noch schneller als die Unterstützung durch die globale Gemeinschaft. Das ist kurzsichtig, da laut einer USAID Studie jeder vorausschauend in Programme zur Hungerbekämpfung investierte Euro spätere humanitäre Ausgaben um bis zu 3 Euro reduziert.“ 
Weltweit sind aktuell bis zu 828 Millionen Menschen – einer von zehn Menschen weltweit – mangelernährt. Bis zu 50 Millionen Menschen in 45 Ländern stehen am Rande einer Hungersnot. Zwar ist die Gesamtfinanzierung im Jahr 2022 leicht angestiegen. Wegen wachsendem Bedarf in der Finanzierung von Hungerhilfeprogrammen, wurde die Unterstützung aber immer dünner gestreut. Im Ergebnis wurden 2022 nur 3 % des gesamten Bedarfs an Hungerprogrammen vollständig finanziert. Die Mehrheit der Anträge (65 %) wurden weniger als bis zur Hälfte erfüllt. Im Jahr 2021 waren es vergleichsweise 57 % aller Anträge, die nicht mal zur Hälfte finanziert wurden.  

Hilfe für Hungerbekämpfung zu gering bei steigenden Bedarfen  

Die russische Invasion in der Ukraine hat die Kosten für Lebensmittel, Düngemittel und Energie in die Höhe getrieben, weltweit mit weitreichenden Auswirkungen.

„Vor dem Krieg kamen rund 90 % der Weizenimporte Somalias aus Russland oder der Ukraine. Durch die Erhöhung der Preise für Lebensmittel und Düngemittel tötet der Krieg in der Ukraine auch somalische Kinder“, sagt Ahmed Khalif, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger in Somalia.

Dabei kommt bei jenen die den größten Bedarf haben immer weniger an: „Unser Team untersuchte den Prozentsatz der Spendenaufrufe, die von der Weltgemeinschaft erfüllt wurden, und stellte fest, dass Länder mit niedrigeren Hungerquoten mehr Mittel erhielten als Länder mit den schlimmeren Hungerkrisen. Wir bekommen die Auswirkungen hier unmittelbar mit, da die Bedürfnisse jeden Tag wachsen.“ 

Hintergrund zu dem Bericht

Der Bericht ist das Ergebnis der Analyse von Aktion gegen den Hunger der Finanzierungsdaten des Humanitären Hilfsplans des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) sowie des Integrated Food Security Phase Classification Population Tracking Tool (IPC).
Für den Bericht identifizierte Aktion gegen den Hunger 13 Länder, die 2021 ein „Krisen“-Hungerniveau oder schlimmeres erlebten, und analysierte, wie viel Finanzmittel diese Länder anschließend erhielten, sowohl für laufende als auch für Nothilfeprogramme im Zusammenhang mit Hunger im Jahr 2022. Die Analyse stützt sich auf die Daten zu Ernährungsunsicherheit aus dem Jahr 2021, um zu zeigen welche Finanzierungsentscheidungen getroffen werden, nachdem Geber gesehen haben, wo der Hunger am größten ist. 

Hinweis an die Redaktionen
Gerne vermitteln wir Hintergrundgespräche und Interviews zum Thema. 

Über Aktion gegen den Hunger
Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 51 Ländern und Regionen aktiv ist und über 24 Millionen Menschen unterstützt. Seit über 40 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.331 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.

24. FEBRUAR 2023
NEWSLETTER ABONNIEREN

Abonnieren Sie jetzt unseren E-Mail-Newsletter und erhalten Sie regelmäßig und kostenlos Informationen aus erster Hand!