
Neuer IPC-Bericht: Hungersnot in Teilen des Sudan bestätigt
Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres hat der IPC-Ausschuss zur Überprüfung der Hungersnot eine Hungersnot in Teilen des Sudan bestätigt. In der Stadt Al-Faschir in Nord-Darfur und der belagerten Stadt Kadugli in Süd-Kurdufan herrscht Hungersnot, die voraussichtlich bis Januar 2026 andauern wird. Zwischen Oktober 2025 und Mai 2026 wurde außerdem in 20 Gebieten in Groß-Darfur und Groß-Kurdufan die Gefahr einer Hungersnot festgestellt.
„Der Sudan steht am Abgrund einer humanitären Katastrophe: Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres wurde im Sudan eine Hungersnot ausgerufen. Mehr als 375.000 Menschen sind von einer humanitären Katastrophe der höchsten Stufe betroffen und 21 Millionen sind von Hunger bedroht. Nur ein sofortiger Waffenstillstand und uneingeschränkter humanitärer Zugang können weiteres Leid verhindern und Leben retten“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.
Sollte sich der Konflikt verschärfen und die Beschränkungen für Hilfsgüter, Waren und Bewegungsfreiheit in diesen Gebieten über die derzeitigen Erwartungen hinaus verschärft werden, könnte sich die Lage weiter verschlechtern.
Samy Guessabi, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger im Sudan, erklärt: „Das Ausmaß der Vertreibung, der Gefahren für die Zivilbevölkerung und der humanitären Bedarfe in Al-Faschir und den angrenzenden Gebieten ist enorm. Alle Konfliktparteien müssen ihre Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung einhalten. Es ist zwingend erforderlich, die Zivilbevölkerung zu schützen, sichere Fluchtwege für sie zu gewährleisten, die Finanzierung der Nothilfe deutlich zu erhöhen und einen dauerhaften humanitären Zugang sicherzustellen.”
Sudan: Über 21 Millionen Menschen von akuter Hungerkrise betroffen
Der Sudan ist nach wie vor von der weltweit größten Nahrungsmittelkrise betroffen. Im September 2025 litten über 21 Millionen Menschen an akuter Ernährungsunsicherheit. Während sich einige Gebiete im Osten des Sudan stabilisiert haben und Anzeichen einer Verbesserung zeigen, verschärft der eskalierende Konflikt in Groß-Darfur und Groß-Kordofan die Krise. Von den 21,2 Millionen Menschen, die sich im September 2025, dem Höhepunkt der Hungersnot, in der IPC-Phase 3 oder höher befanden, waren 375.000 Menschen (1 Prozent der Bevölkerung) von einer Katastrophe (IPC-Phase 5) betroffen, die durch Elend, Hunger und Tod gekennzeichnet war. Weitere 6,3 Millionen Menschen (13 Prozent der Bevölkerung) befanden sich in einer Notlage (IPC-Phase 4) und waren mit extremen Nahrungsmittelengpässen und einer sich verschlechternden Ernährungssituation konfrontiert.
Der anhaltende Konflikt, insbesondere in Groß-Darfur und Groß-Kordofan, führt weiterhin zur Vertreibung von Menschen und schränkt den Zugang zu humanitärer Hilfe stark ein. Der Krieg hat die Lebensgrundlagen der Menschen erheblich beeinträchtigt und die grundlegende Infrastruktur und Versorgung zerstört. Schätzungsweise 80 % der Gesundheitseinrichtungen sind beschädigt.
Nur ein Waffenstillstand und ungehinderter humanitärer Zugang können eine weitere Verschlechterung verhindern und Leben retten.
Die größte humanitäre Krise der Welt findet kaum Gehör
Die humanitäre Lage im Sudan war schon vor den jüngsten Ereignissen in Al-Faschir dramatisch und ist eine der vergessenen Krisen unserer Zeit. Rund 30 Millionen Menschen sind auf Unterstützung angewiesen, 25 Millionen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen. Bereits 2024 warnten die UN vor einer Hungersnot im Geflüchtetenlager Samsam (Nord-Darfur) – die erste gemeldete seit über sieben Jahren.
Die internationale Aufmerksamkeit für die größte humanitäre Katastrophe der Welt bleibt erschreckend gering. Das gilt für die mediale Präsenz genauso wie für die Finanzierung humanitärer Maßnahmen. Die humanitäre Hilfe für den Sudan ist in diesem Jahr nur zu 25,8 Prozent finanziert – bei einem Bedarf von mehr als vier Milliarden US-Dollar. Die Folge: lebensrettende Programme werden eingestellt, lokale Notküchen schließen, Millionen Menschen verlieren ihre letzte Nahrungsquelle.
Aktion gegen den Hunger im Sudan: humanitäre Hilfe unter Extrembedingungen
Aktion gegen den Hunger ist seit 2018 im Sudan aktiv und leistet Unterstützung in Gebieten, in denen humanitäre Hilfe unzureichend ist und der Zugang durch anhaltende Gewalt, Massenvertreibungen, starke Regenfälle und Mittelkürzungen massiv erschwert wird.
Zwischen April 2023 und Dezember 2024 konnte Aktion gegen den Hunger mehr als 1,2 Millionen Menschen in den Bundesstaaten Zentral-Darfur, Süd-Kurdufan, Weißer Nil, Blauer Nil und Rotes Meer mit Programmen in den Bereichen Ernährung und Gesundheit, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene sowie geschlechtsspezifischer Unterstützung erreichen.
Hinweis an die Redaktionen
Sprecher*innen verfügbar: Samy Guessabi, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger und vor Ort im Sudan. Gerne vermitteln wir Interviews, Gastbeiträge oder Hintergrundgespräche.
Presseanfragen



