
In dem abgelegenen Dorf Malkadaka in Kenia, in dem nur 800 Haushalte leben, hat der Klimawandel bereits verheerende Schäden angerichtet. Das Dorf, einst eine autarke Hirtengemeinschaft, wurde durch wiederkehrende Dürren und Überschwemmungen zerstört, die den Viehbestand dezimierten und die Familien mit Hunger und Unsicherheit zurückließen. Mehr als 160 Kilometer von der nächsten größeren Stadt, Isiolo, entfernt, blieb Malkadaka isoliert und von den lebenswichtigen Ressourcen abgeschnitten, die für den Wiederaufbau notwendig waren.
Stärkung von Gemeinschaften durch klimaresistente Landwirtschaft und Frauen in Führungspositionen
Weil ihre traditionelle Lebensweise als Hirtenfamilien angesichts der klimatischen Veränderungen immer weniger nachhaltig wurde, entschlossen sich einige Mitglieder der Gemeinde dazu, sich anzupassen. Eine Gruppe lokaler Frauen hat sich 2018 das gemeinsame Ziel gesetzt, die Versorgung mit nahrhaften Lebensmitteln durch Landwirtschaft zu verbessern. Sie begannen mit dem Anbau von Mais und lernten die Grundlagen des Ackerbaus. Ermutigt durch erste Erfolge, erweiterten sie ihre Bemühungen auf den Anbau von Gemüse wie Zwiebeln und Grünkohl – ein wichtiger Schritt in Richtung Ernährungssicherheit und Resilienz.

Shinda Yussuf, Mitglied der Habsa Women Group, kümmert sich um ihre Pflanzen.
Obwohl sie einen bemerkenswerten Meilenstein erreicht haben – den Anbau von Getreide mit begrenzten Mitteln und unter rauen, unvorhersehbaren klimatischen Bedingungen –, hatten die Frauen weiterhin mit großen Hürden zu kämpfen. Anhaltende Dürren und Schädlingsbefall bedrohten weiterhin ihre Ernte und machten eine echte Ernährungssicherheit unerreichbar. 2023 ist die Habsa Women's Group eine Partnerschaft mit Aktion gegen den Hunger im Rahmen des Projekts Building Resilience of Drought-Affected Communities im Bezirk Isiolo eingegangen, das von der UBS Optimus Foundation finanziert wird.
Die Initiative konzentriert sich auf die Verbesserung der Versorgung mit nahrhaften, abwechslungsreichen Lebensmitteln in Gemeinden, die vom Klimawandel betroffen sind – insbesondere für Frauen und Kinder unter fünf Jahren, die am anfälligsten für Unterernährung sind. Durch nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen der Ernährungsunsicherheit, der mangelnden Ernährungsvielfalt und der begrenzten Lebensgrundlagen arbeitet Aktion gegen den Hunger Hand in Hand mit den Frauen von Malkadaka daran, Resilienz aufzubauen und sich an die Realitäten eines sich wandelnden Klimas anzupassen.
Innovative, klimafreundliche Techniken zur Wassereinsparung und Ertragssteigerung
Aktion gegen den Hunger hat dazu Anbaumethoden eingeführt, die speziell auf die Verbesserung der Erträge in einem schwierigen Klima zugeschnitten sind, wobei der Schwerpunkt auf Methoden wie Fruchtfolge und der Verwendung dürreresistenter Samen liegt. Das Programm ist auf die Landwirt*innen ausgerichtet, regenerativ und legt den Schwerpunkt auf umweltfreundliche Praktiken, die den Boden pflegen und die lokalen Gemeinden stärken. Für die Habsa-Frauengruppe standen bei der Schulung Nachhaltigkeit und Selbstständigkeit im Vordergrund. Sie lernten Techniken wie den Mischanbau – das gemeinsame Anbauen verschiedener Pflanzen als natürliche Methode zur Schädlingsbekämpfung. Um ihre Ernten vor grasenden Tieren zu schützen, hat Aktion gegen den Hunger auch den Bau eines Zauns um die zwei Hektar große Farm der Gruppe unterstützt.

Die Habsa-Frauengruppe präsentiert ihre Tomaten-Ernte.
Die größte Herausforderung für das Dorf Malkadaka ist das raue, trockene Klima, das durch geringe Niederschläge und anhaltende Dürren gekennzeichnet ist. Damit die Gemeinde sich daran anpassen kann, hat Aktion gegen den Hunger eine Reihe klimafreundlicher Anbaumethoden eingeführt, die darauf abzielen, die Wasserspeicherung zu verbessern und die knappen Ressourcen optimal zu nutzen. Eine wichtige Neuerung war die Installation solarbetriebener Wasserpumpen, die auch während Trockenperioden eine zuverlässige Bewässerungsquelle darstellten. Eine weitere einfache, aber wirksame Lösung war die Verwendung von abgesenkten Beeten – Gartenbeete, die unterhalb des Bodenniveaus angelegt wurden, um natürliche Becken zu schaffen, die Regenwasser auffangen und die Feuchtigkeit im Boden speichern.
„Wir haben die Bäuerinnen in klimafreundlicher Landwirtschaft geschult, da unsere Landwirtschaft von Bewässerung abhängig ist“, erklärt Janet Muema, Beauftragte für Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen bei Aktion gegen den Hunger in Kenia. „Wasser ist eine große Herausforderung, und die Niederschläge in dieser Region sind unzuverlässig.“ Neben der Wassereinsparung haben die abgesenkten Beete auch zur Anreicherung des Bodens beigetragen, indem sie organische Stoffe einlagern – eine kostengünstige, nachhaltige Praxis, die gut für das sich wandelnde Klima der Region geeignet ist.

Janet Muema, Beauftragte für Ernährungssicherheit und Lebensgrundlagen bei Aktion gegen den Hunger in Kenia
„Seitdem haben wir viele Vorteile festgestellt“, sagt Wario Huka, eine wichtige Gemeindevorsteherin, die Frauen für die Initiative mobilisiert hat. Wario, die heute Vorsitzende der Habsa-Frauengruppe ist, hat eng mit den Landwirtschaftsbeauftragten von Aktion gegen den Hunger zusammengearbeitet, um die Gruppe bei der Auswahl und dem Anbau hochwertiger Nutzpflanzen zu unterstützen. Ihre Bemühungen haben sich ausgezahlt: Die Frauen haben eine reichhaltige Ernte an Tomaten, Zwiebeln, Mungbohnen und Chilischoten erziehlt – nahrhafte Gemüsesorten, die auf dem lokalen Markt sowohl knapp als auch teuer sind. Die Gruppe hat einen Teil der Ernte verwendet, um ihre Familien zu ernähren, und den Überschuss verkauft. Selbst nach Abzug der Arbeitskosten konnten sie einen Gewinn von etwa 60.000 Ksh, etwa 392 Euro, erzielen – ein vielversprechender Schritt in Richtung nachhaltiger Lebensgrundlagen.
Für die Frauen der Gruppe hat dieses Einkommen neue Möglichkeiten eröffnet: Sie konnten in landwirtschaftliche Geräte investieren, Nebengeschäfte aufbauen, wichtige Haushaltsgegenstände kaufen und die Ausbildung ihrer Kinder unterstützen –lebensverändernde Schritte in Richtung dauerhafter Resilienz. Um den Frauen zu helfen, auf diesen Fortschritten aufzubauen, hat Aktion gegen den Hunger eine sogenannte Village Savings and Loan Association (VSLA) gegründet, die Schulungen in Finanzkompetenz anbietet und zur finanziellen Unabhängigkeit ermutigt. Mit neu gewonnenem Selbstvertrauen und Wissen wurden die Frauen befähigt, ihre Einkünfte zu verwalten, für die Zukunft zu planen und die wirtschaftliche Grundlage ihrer Gemeinschaft zu stärken.

Der Verkauf von landwirtschaftlichen Erzeugnissen verschafft Frauen finanzielle Unabhängigkeit.
Um den langfristigen Erfolg sicherzustellen, hat Aktion gegen den Hunger eng mit der lokalen Regierung von Isiolo zusammengearbeitet, um die Bemühungen zu koordinieren und sich an den Prioritäten der Gemeinde auszurichten. „Die Wertschöpfung war ein Schwerpunkt des Projekts und eine der obersten Prioritäten des Landkreises“, erklärt Janet Muema, Beauftragte für Ernährungssicherheit und Lebensunterhalt. Diese gemeinsame Vision hat zum Beispiel bei der Auswahl hochwertiger Nutzpflanzen für die Habsa-Frauengruppe geholfen. Mansur Shaban, amtierender Direktor für Investitionen und Industrialisierung im Ministerium für Handel, Genossenschaften und Industrialisierung von Isiolo, arbeitet ebenfalls mit anderen Akteuren des Bezirks zusammen, um die Produktion dieser profitablen Nutzpflanzen zu steigern und damit die Bemühungen zur Stärkung der lokalen Märkte und Lebensgrundlagen zu unterstützen.
Partnerschaft mit der lokalen Regierung für eine nachhaltige Wirkung
Mansur Shaban arbeitet auch eng mit Aktion gegen den Hunger zusammen, um den Habsa-Bäuerinnen zu helfen, ihre Reichweite zu vergrößern, indem er sie mit Märkten innerhalb des Bezirks Isiolo, darunter Merti und Sericho, in Verbindung bringt. Dieser Marktzugang hat einen doppelten Vorteil: Er erhöht das Einkommen der Gruppe – was Reinvestitionen in ihre landwirtschaftlichen Bemühungen ermöglicht – und verbessert den Zugang zu frischen, erschwinglichen Produkten für Gemeinden in der gesamten Region.
Da sie die Grenzen des ländlichen Marktes von Isiolo erkannt haben, arbeiten Aktion gegen den Hunger und die Bezirksregierung auch daran, die Bäuerinnen mit Märkten außerhalb von Isiolo zu verbinden, darunter Städte im Süden wie Meru, wo Waren oft erschwinglicher und leichter zugänglich sind. „Wir arbeiten daran, die Bäuerinnen mit den wichtigsten Lieferanten in diesen Städten zu verbinden“, erklärt Mansur. „Wir ermutigen sie, Genossenschaften oder Sammelgruppen zu bilden, damit sie Vorräte in großen Mengen einkaufen und Kosten senken können. Diese Gruppen werden auch die Vermarktung ihrer Produkte nach der Ernte erleichtern.“
Weitere Wachstumschancen zeichnen sich ab. Die kenianische Regierung hat die Initiative Isiolo County Aggregation and Industrial Parks (CAIPs) ins Leben gerufen, die Landwirt*innen Kühlhäuser, Agrarverarbeitungsanlagen und Mehrwertdienste anbieten wird, um Verluste nach der Ernte zu reduzieren und die Erträge zu steigern. Eine Machbarkeitsstudie der Regierung hat ein starkes Marktpotenzial für Tomatenprodukte aus Malkadaka ermittelt. „Wir möchten, dass unsere Landwirte davon profitieren“, sagt Mansur. „Mit dem CAIPs-Projekt werden wir eine Lebensmittelverarbeitungsanlage mit einer Tomatenverarbeitungsanlage erhalten. Wir möchten, dass diese Landwirte jetzt ihre Produktion steigern, damit sie zum gegebenen Zeitpunkt die erforderlichen Mengen zur Verfügung haben.“

Die Steigerung der Tomatenproduktion hat für alle Projektpartner höchste Priorität.
Die Habsa Farm ist eine von sechs Gruppen im Bezirk Isiolo, die von Aktion gegen den Hunger in klimafreundlicher Landwirtschaft geschult wurden. Ähnliche Bemühungen gibt es derzeit auch im Dorf Chumvi-are, wo zwei neue Gruppen mit den Vorbereitungen für die Aussaat begonnen haben. Die Verbreitung dieser Techniken in den Dörfern ist entscheidend, um einen konstanten Zugang zu frischen Produkten zu gewährleisten und die Unterernährung in der Region zu verringern.
In Malkadaka betreibt die Habsa-Frauengruppe derzeit den einzigen Gemüseanbaubetrieb in der Gemeinde. Das Modell hat bereits Nachahmer*innen gefunden: Im Dorf Kitengesi hat ein ähnliches Projekt Fuß gefasst, das neue Wege zur Ernährungssicherheit und Resilienz eröffnet. Diese klimafreundlichen Landwirtschaftsinitiativen haben zu einer vielfältigeren Ernährung, einer geringeren Abhängigkeit von Viehzucht und einer größeren wirtschaftlichen Stärkung – insbesondere für Frauen – im gesamten Bezirk Isiolo geführt.
Warum holistische, klimaresistente Landwirtschaft der Schlüssel zur Bekämpfung des Hungers ist
Die gemeinsamen Bemühungen in Malkadaka unterstreichen die transformative Kraft einer nachhaltigen Landwirtschaft, um Umweltprobleme, wirtschaftliche Bedürfnisse und das Ernährungswohlbefinden anzugehen. Damit klimaresistente Landwirtschaft erfolgreich sein kann, muss sie in einem langfristigen, ganzheitlichen Rahmen verankert sein. „Aktion gegen den Hunger hat mehrere Regierungsstellen einbezogen – darunter die Bereiche Gender und Soziales, Handel, Landwirtschaft und Gesundheit, um sicherzustellen, dass die Ursachen der Unterernährung auf koordinierte und nachhaltige Weise bekämpft werden“, sagt Mansur Shaban, Beauftragter für Handel, Investitionen und Industrialisierung der Bezirksregierung von Isiolo. In seiner Funktion leitet Shaban das Handelsministerium und arbeitet daran, die Marktverbindungen zu stärken, um Verluste nach der Ernte zu verhindern und lokale Landwirt*innen zu unterstützen.

Klimaresistente Landwirtschaft ermöglicht den Anbau hochwertiger Kulturen wie Tomaten.
Während Malkadaka seinen Weg zur Klimaresilienz fortsetzt, ist seine Geschichte ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was möglich ist, wenn Gemeinden, lokale Regierungen und humanitäre Akteure mit einer gemeinsamen Vision zusammenkommen.
Der Erfolg der Habsa-Frauengruppe und der umfassende Wandel des Dorfes Malkadaka zeigen das außergewöhnliche Potenzial klimareistenter Landwirtschaft – insbesondere wenn sie auf der Führungsrolle der Gemeinschaft basiert, durch sektorübergreifende Zusammenarbeit unterstützt wird und von einem systemorientierten Ansatz geleitet ist. Durch agroökologische Praktiken, verbesserten Marktzugang und von Frauen geleitete Innovationen hat diese Initiative mehr als nur den Anbau von Nahrungsmitteln bewirkt. Sie hat Resilienz aufgebaut, die Lebensgrundlagen gestärkt und Frauen befähigt, einen dauerhaften Wandel herbeizuführen.
Dieses partnerschaftliche Modell zeigt, dass nachhaltige Landwirtschaft angesichts der Klimakrise nicht nur machbar, sondern unverzichtbar ist. Es bietet einen Fahrplan für eine gerechtere Zukunft mit mehr Ernährungssicherheit für ländliche Gemeinden überall.