Mitarbeitende von Aktion gegen den Hunger helfen Menschen im Jemen

Hilfsorganisationen warnen vor humanitärer Katastrophe im Jemen

Nach über einem Monat heftiger Kämpfe im Jemen warnt ein Zusammenschluss von 22 Hilfsorganisationen im Jemen, dass lebensrettende Soforthilfe nicht fortgesetzt werden kann, wenn die Blockade der Land-, See- und Luftwege nicht sofort aufgehoben und somit die Einfuhr von Treibstoffen wieder ermöglicht wird.

„Innerhalb von wenigen Tagen könnten wir ohne Treibstoff dastehen“, so Hajir Maalim, Landesleiter der Organisation Aktion gegen den Hunger.

„Wir müssen mindestens drei Fahrzeuge betreiben können, um medizinisches Personal und entsprechendes Material zu mehr als 1.600 kritisch unterernährten Kindern in Hudaydah bringen zu können. Wenn wir nicht innerhalb von zehn Tagen Treibstoff erhalten, müssen wir diese Aktivitäten einstellen und damit das Leben dieser Kinder riskieren. Kinder sollten nicht wegen Treibstoffknappheit sterben. Dies ist völlig unakzeptabel.“

Bereits vor der weiteren Eskalation der Gewalt im Jemen benötigten 16 Mio. Menschen (60 % der Gesamtbevölkerung) in irgendeiner Form humanitäre Hilfe, und 13 Mio. – über die Hälfte der Bevölkerung – hatten keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung. Durch die eskalierende Gewalt hat sich die humanitäre Lage in den letzten Wochen weiter verschlimmert. 16 Mio. Menschen leiden an Nahrungsmittelknappheit, neueste Schätzungen gehen sogar von bis zu 20 Mio. aus, was 80 % der Gesamtbevölkerung entspräche.

„Die Treibstoffknappheit hat ein kritisches Niveau erreicht. Ohne regelmäßige Importe wird es bald unmöglich sein, die zunehmende Zahl Hilfsbedürftiger mit lebensrettenden Sofortmaßnahmen zu erreichen“, teilte Edward Santiago mit, Landesleiter von Save the Children. „Seit Beginn der Eskalation konnten wir zwar dringend benötigte Nahrungsmittelhilfe, Wasser und Medizin liefern und damit 50.000 Menschen erreichen, darunter 21.000 Kinder. Aber wir müssen noch mehr tun. Wir sind ernsthaft besorgt, da unsere Treibstoffvorräte zur Neige gehen, der Bedarf an humanitärer Hilfe aber weiter steigt. Millionen von Menschenleben, insbesondere von Kindern, sind in Gefahr und wir werden schon bald nicht mehr in der Lage sein darauf zu reagieren.“

Die Wasserversorgung ist gefährdet 

Unter normalen Umständen bräuchte der Jemen mindestens 144.000 Barrel Öl pro Tag, um die Wirtschaft und Infrastruktur aufrechterhalten zu können. Der Mangel an Treibstoff hat einen direkten Einfluss auf die sich verschlimmernde humanitäre Katastrophe im Jemen. Ganze Orte sind ohne Wasser, da auch die Wasserversorgung von Treibstoff für die Pumpen abhängt. Gesundheitsstationen sind am Limit, manche mussten bereits schließen und viele können nur eingeschränkt arbeiten. Das Telefonnetz wird wohl innerhalb einiger Tage abgeschaltet werden müssen und die Stromversorgung funktioniert bestenfalls einige Stunden am Tag.

„Die Kämpfe müssen sofort und endgültig gestoppt werden und Land-, See- und Luftwege wieder zugänglich gemacht werden, damit Lebensmittel, Treibstoffe und medizinische Hilfsgüter zu den Millionen von Menschen gebracht werden können, die diese so dringend benötigen“, so Grace Ommer, Landesleiter Jemen von Oxfam.

Da die Situation mittlerweile dermaßen kritisch ist, ruft das Forum Internationaler NROs im Jemen alle Konfliktparteien dazu auf, den Zugang über Land, See und Luft zu öffnen, um dringend benötigte Importe wieder zu ermöglichen. Die Ankündigung einer Feuerpause für die Durchführung humanitärer Hilfe ist nicht ausreichend, um den gesamten Auswirkungen des bisherigen Konfliktes zu begegnen. Die Mitgliedsorganisationen des Forums rufen daher alle Konfliktparteien dazu auf, die Gewalt unverzüglich und endgültig zu beenden.

6. MAI 2015
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