
Aktion gegen den Hunger ist seit über 20 Jahren in Gaza tätig. Seit Oktober 2023 haben wir mehr als eine Million Menschen in verschiedenen Bereichen wie Ernährung, Ernährungssicherheit, Lebensgrundlagen, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene unterstützt. Wir koordinieren unsere Arbeit mit den Vereinten Nationen, anderen humanitären Organisationen und lokalen Partnern, um die Menschen, die Hilfe am dringendsten benötigen, schnell und effektiv zu erreichen.
Wir engagieren uns weiterhin intensiv für die Bewältigung der katastrophalen humanitären Krise in Gaza, wo die gesamte Bevölkerung unter akutem Hunger bis zur drohenden Hungersnot und Vertreibung leidet. Unsere Priorität ist die schnelle, sichere und unparteiische Bereitstellung lebensrettender Hilfe für bedürftige Zivilist*innen in Übereinstimmung mit humanitären Grundsätzen.
5 Gründe für humanitäre Hilfe
1. Humanitäre Grundsätze
Humanitäre Organisationen unterliegen strengen humanitären Grundsätzen: Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit. Nur die Arbeit nach diesen Grundsätzen garantiert die Unterstützung der Zivilbevölkerung ohne jegliche Diskriminierung und gewährleistet, dass Organisationen unabhängig und ohne politische oder militärische Einmischung arbeiten können und müssen. Die Wahrung dieser Grundsätze ist eine rechtliche Verpflichtung und eine wesentliche Voraussetzung für eine wirksame und würdige Hilfe.
„Wir arbeiten seit 20 Jahren in Gaza streng nach humanitären Grundsätzen. Das tun wir in Gaza und auf der ganzen Welt“, sagt Natalia Anguera, Leiterin der Operationen im Nahen Osten für Aktion gegen den Hunger. „Als Organisation unterstützen wir keine Mechanismen, die nicht den grundlegenden humanitären Grundsätzen entsprechen, und werden niemals eine Zusammenarbeit mit solchen Mechanismen akzeptieren.“ Sie fährt fort: „Wir unterstützen nachdrücklich die koordinierte Reaktion der Vereinten Nationen, deren Teil wir sind, als den tragfähigsten Rahmen auf der Grundlage humanitärer Grundsätze. Dieses System hat sich bewährt, ist bereits einsatzbereit und garantiert sofortige und koordinierte Maßnahmen für die unverzügliche Bereitstellung von Hilfe in großem Umfang. Wir können es uns nicht leisten, die Aufmerksamkeit abzulenken oder die Ressourcen bewährter Mechanismen zu gefährden, wenn Menschenleben auf dem Spiel stehen.“
2. Kriterien für die Gefährdung der Bevölkerung
Die Identifizierung der Personen, denen humanitäre Organisationen Hilfe leisten, erfolgt nach strengen Kriterien der Gefährdung und Bedürftigkeit. Unser humanitärer Ansatz räumt denjenigen Vorrang ein, die einem höheren Risiko von Ernährungsunsicherheit, Unterernährung, Vertreibung oder mangelndem Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und Gütern ausgesetzt sind.
„Humanitäre Organisationen verfügen über Expertenteams, die technische Bewertungen, Kontextanalysen und Konsultationen mit den Gemeinden durchführen, um Schwachstellen zu identifizieren, deren Lage zu erfassen und sicherzustellen, dass die Hilfe in der richtigen Form und am richtigen Ort ankommt“, betont Natalia Anguera.
„Das Fehlen dieser Vorabanalyse kann zu Ungleichheiten führen, bei denen eine Person Zugang zu mehreren Hilfspaketen erhält, während andere, die einem höheren Risiko ausgesetzt sind, ausgeschlossen bleiben“, fügt Natalia Anguera hinzu. Unbegleitete Minderjährige, Frauen, ältere Menschen oder Menschen mit Behinderungen sind einige der Gruppen, die ohne geeignete Mechanismen möglicherweise keine Hilfe erhalten. Diese mangelnde Fokussierung gefährdet nicht nur humanitäre Grundsätze, sondern perpetuiert auch Diskriminierung und Ausgrenzung innerhalb der betroffenen Gemeinschaften.
Dank dieses Ansatzes leisten wir bei Aktion gegen den Hunger Hilfe für besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen wie Kinder und Frauen. Aber auch innerhalb dieser Bevölkerungsgruppen identifizieren wir die am stärksten gefährdeten Personen, darunter unterernährte Kinder, schwangere und stillende Frauen, und organisieren die Hilfe auf der Grundlage dieser Vulnerabilitäts- und Bedarfsprofile.
3. Umfassende Hilfe
Um den enormen humanitären Bedarf in Gaza zu decken, reicht die Verteilung von Lebensmittelpaketen nicht aus. Der humanitäre Mechanismus, an dem Aktion gegen den Hunger beteiligt ist, leistet multisektorale Hilfe, um den vielfältigen und miteinander verknüpften Bedürfnissen der Bevölkerung wirksam zu begegnen – so arbeiten wir in Gaza wie auch in vielen anderen Teilen der Welt.
Um Hungersnöte zu verhindern oder Fälle von Unterernährung zu bekämpfen, ist es wichtig, nicht nur Lebensmittel zu verteilen, sondern auch Nahrungsergänzungsmittel und Schulungen zu deren Verwendung anzubieten, Küchenutensilien bereitzustellen, sauberes und sicheres Wasser zu liefern, um zu verhindern, dass die am stärksten gefährdeten Menschen unterernährt werden, und Bargeld zu verteilen, damit Familien, die ihre Einkommensquellen verloren haben, das Nötigste kaufen können. So hat Aktion gegen den Hunger seit Oktober 2023 mehr als eine Million Menschen in verschiedenen Bereichen wie Ernährung, Ernährungssicherheit, Lebensgrundlagen, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene unterstützt. Und all dies in koordinierter Weise.

Umfassende Hilfe ist im Krisenkontext wie in Gaza das A und O. Die Unterstützung muss über die Verteilung von Lebensmittelpaketen hinausgehen, etwa durch die Untersuchung von gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie Kindern. So kann gewährleistet werden, dass Hilfe gezielt ankommt.
4. Koordination ist entscheidend
Humanitäre Organisationen koordinieren sich mit den Vereinten Nationen, internationalen Gebern, zivilgesellschaftlichen Organisationen und privaten Lieferanten, die Teil des humanitären Mechanismus sind, um eine wirksame, kohärente und gerechte Reaktion auf Krisen zu gewährleisten.
„Wir arbeiten alle zusammen, um Doppelarbeit zu vermeiden, die verfügbaren Ressourcen zu optimieren und sicherzustellen, dass die Hilfe die Menschen erreicht, die sie brauchen, und niemand zurückgelassen wird“, betont Natalia Anguera. „Diese Zusammenarbeit ermöglicht es uns, Kapazitäten zu ergänzen, wichtige Informationen auszutauschen und Prioritäten zu setzen, was die kollektive Wirkung humanitärer Maßnahmen stärkt und die Reichweite und Qualität der Hilfe verbessert.“
5. Die Hilfe muss die Bevölkerung erreichen, nicht umgekehrt
Der Zugang humanitärer Hilfe nach Gaza ist derzeit nicht nur mengenmäßig sehr eingeschränkt, sondern auch hinsichtlich der Anzahl der Einreise- und Verteilungsstellen. Die Beschränkung des Zugangs auf einen einzigen Korridor schränkt nicht nur das Volumen der Hilfe ein, die ankommen kann, sondern zwingt die Bevölkerung auch dazu, sich unter extrem gefährlichen Bedingungen zu bewegen, um Zugang zu grundlegenden Ressourcen zu erhalten.
„Dies führt zu Überfüllung, Spannungen und lässt diejenigen, die sich nicht bewegen können, ohne Versorgung zurück. Die Hilfe muss direkt dorthin gelangen, wo sich die Bevölkerung befindet“, erklärt Natalia Anguera.
Wir fordern dringend eine sofortige Waffenruhe, die bedingungslose Freilassung aller Geiseln und den uneingeschränkten Zugang humanitärer Helfer nach Gaza. ACF setzt sich weiterhin dafür ein, dass alle Parteien das humanitäre Völkerrecht einhalten und den Schutz der Zivilbevölkerung gewährleisten.