Collage, links: Jemenitische Frauen mit Kindern sitzen bei der Anamnese in einem Gesundheitszentrum. Rechts: Unsere Kollegen Arne und Farah bei einem Besuch im Gesundheitszentrum

Jemen: Kampf ums Überleben

Es ist eine der größten humanitären Krisen der Welt: Die Mehrheit der Menschen im Jemen ist nicht ausreichend mit Nahrung, Wasser und angemessenen Gesundheitsdiensten versorgt. Unsere Teammitglieder Farah Al-Lama’ und Arne Schaudinn waren Ende 2024 vor Ort und berichten von ihren Eindrücken.

Für uns ist es die erste Reise in den Jemen. Die Temperaturen sinken hier selbst im Winter vielerorts lediglich auf knapp unter 30 Grad. Als wir im November in Aden im Süden des Landes aus dem kleinen Flieger der UN-Airline steigen, begrüßt uns daher zunächst schwüle Hitze.

Etwa zwei Autostunden aus Aden heraus besuchen wir ein Gesundheitszentrum, das von Aktion gegen den Hunger unterstützt wird. Wir merken sofort: Die Maßnahmen werden dringend gebraucht. Das einfache, viereckige Gebäude ist voller Menschen und auch draußen in der Hitze warten vor allem Frauen mit Kindern auf einen Termin.

Die medizinische Versorgung, insbesondere im Bereich der Mütter- und reproduktiven Gesundheit, ist gerade in ländlichen Gebieten stark eingeschränkt. Für eine Behandlung müssen die Menschen oftmals weite Strecken zu Fuß über unbefestigte Wege zurücklegen – besonders für Schwangere eine enorme Anstrengung.

Zusätzliche Hürden wie die Mahram-Regelung, nach der sich Frauen nur in Begleitung eines männlichen Vormunds außer Haus bewegen dürfen, verschärfen vielerorts die Situation. Aktion gegen den Hunger schließt die Versorgungslücken und fokussiert die Arbeit unserer Gesundheitszentren deshalb auf Schwangere, Stillende und Kinder unter fünf Jahren.

Die Solidarität unter den Menschen im Jemen ist groß

Für uns geht es schon bald weiter in den Distrikt Aslem im Norden. Hier werden viele Binnenvertriebene unterstützt, die aus der Frontregion zu Saudi-Arabien kommen. Unsere Teams vor Ort versorgen die Menschen mit sauberem Wasser und bauen Latrinen. Das ist existenziell, denn Cholera-Ausbrüche sind keine Seltenheit. 

Im Gesundheitszentrum, das wir in Partnerschaft mit der lokalen National Foundation For Development And Humanitarian Response unterstützten, wird deutlich, dass auch hier die Not das, was wir leisten können, weit übersteigt.

Der Konflikt im Jemen hat zusammen mit dem Klimawandel verheerende Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung: Extreme Naturereignisse, die schrumpfende Wirtschaft und Vertreibung führen dazu, dass in den meisten Gebieten des Landes bis Februar 2026 aktuellen IPC-Prognosen zufolge fast 18,1 Millionen Menschen an Hunger leiden werden. Für den Norden gibt es keine verlässlichen Zahlen, doch wir gehen davon aus, dass die Not dort noch höher ist.

Was die Menschen im Jemen erleben, ist für uns unvorstellbar, zumal auch unsere lokalen Kolleg*innen oft selbst ähnliche Probleme haben.

„Wir wissen, wie schmerzhaft diese Erfahrungen sind, und niemand sollte allein mit diesem Schmerz kämpfen. Deshalb ist unsere psychosoziale Unterstützung so wichtig.“ – Aya*, lokale Mitarbeiterin

Die Reise in den Jemen hat uns vor Augen geführt, wie groß die Not der Menschen hier ist, aber auch ihre unglaubliche Stärke und Resilienz gezeigt. Wir fühlen uns geehrt, sie mit unserer Arbeit zu unterstützen.

Aktion gegen den Hunger ist seit 2012 im Jemen tätig und stärkt mit der Förderung des Auswärtigen Amtes (AA) Gesundheitseinrichtungen sowie den Zugang zu Trinkwasser und Hygiene. Mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützen wir Kleinbäuer*innen, damit sie sich aus eigener Kraft helfen können. 2024 haben die Programme mehr als 444.000 Menschen im ganzen Land geholfen.

*Name geändert

2. SEPTEMBER 2025
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