
10 Jahre Agenda 2030: Die Welt hungert weiter
Am 25. September 2015 haben sich die UN-Mitgliedstaaten auf die Agenda 2030 mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) geeinigt. Eines der zentralen Ziele lautet: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern. Fünf Jahre vor dem Zieljahr 2030 ist klar: Eine Welt ohne Hunger liegt in weiter Ferne.
Laut aktuellem Welternährungsbericht litten im Jahr 2024 rund 673 Millionen Menschen an Hunger – das sind 8,2 Prozent der Weltbevölkerung. Zwar bedeutet dies einen leichten Rückgang gegenüber den Vorjahren, dennoch hungern heute fast 100 Millionen Menschen mehr als 2015, als die SDGs beschlossen wurden. Und das, obwohl weltweit genügend Nahrung produziert wird und sich Deutschland und viele weitere Länder dem Menschenrecht auf Nahrung völkerrechtlich verpflichtet haben.
Besonders dramatisch ist die Lage in Afrika: Jeder fünfte Mensch auf dem Kontinent ist unterernährt, fast die Hälfte aller hungernden Menschen weltweit lebt dort. Prognosen zufolge könnte der Anteil bis 2030 auf 60 Prozent steigen. Auch Frauen und Kinder sind besonders betroffen. 150,2 Millionen Kinder unter fünf Jahren leiden unter Wachstumsstörungen.
Dazu kommentiert Dr. Helene Mutschler, Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger:
- „Wir stehen fünf Jahre vor der Ziellinie der Agenda 2030 und weltweit hungern heute mehr Menschen als bei der Verabschiedung der Ziele vor zehn Jahren. Alle UN-Mitgliedstaaten haben diese Agenda verabschiedet, doch ohne einen Kurswechsel wird das Ziel ‚Zero Hunger‘ verfehlt.”
- „Hunger ist kein unumstößliches Schicksal, sondern das Ergebnis politischer Entscheidungen. Dass fast die Hälfte aller hungernden Menschen in Afrika lebt, zeigt die dramatische Ungleichheit in unserer Welt.”
- „Jedes unterernährte Kind, jede Mutter ohne Zugang zu gesunder Ernährung ist ein Notruf und ein unüberhörbares Signal, dass sofort gehandelt werden muss. Ohne Ernährungssicherheit gibt es keine Entwicklung, keine Bildung und keine Zukunft.”
- „Während sich die Lage in einigen Ländern bessert, verschärft sich der Hunger vor allem in Afrika und in Konfliktgebieten wie dem Gazastreifen, wo sich eine Massenhungersnot ausbreitet.”
- „Bewaffnete Konflikte verschärfen den Hunger dramatisch – das zeigt sich im Sudan und jetzt im Gazastreifen. Noch nie zuvor wurde in einem Land des Nahen Ostens eine Hungersnot wie im nördlichen Gazastreifen ausgerufen."
Hintergrund:
Ziele für nachhaltige Entwicklung:
- 2015 beschlossen die UN-Mitgliedstaaten die Agenda 2030 mit 17 Zielen. Ziel 2 lautet: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
- Die neuesten Daten zeigen: Nur 35 Prozent der Ziele liegen auf Kurs oder machen moderate Fortschritte. Fast die Hälfte kommt zu langsam voran, 18 Prozent verzeichnen sogar Rückschritte. Im aktuellen Fortschrittsbericht ist SDG 2 (Kein Hunger) als eines der am weitesten vom Ziel entfernten Vorhaben benannt.
Welthunger:
- Im Jahr 2024 litten 673 Millionen Menschen (8,2 Prozent der Weltbevölkerung) an Hunger. Fast die Hälfte aller hungernden Menschen weltweit lebt in Afrika (306,5 Millionen). Prognosen zufolge wird dieser Anteil bis 2030 auf 60 Prozent steigen. Weltweit hungern heute 96 Millionen Menschen mehr als bei der Verabschiedung der Ziele 2015.
- Insgesamt 2,3 Milliarden Menschen, das sind 28 Prozent der Weltbevölkerung, waren von moderater oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. Das bedeutet, dass sie entweder keinen regelmäßigen Zugang zu ausreichender Nahrung hatten oder so wenig zu essen hatten, dass sie einen ganzen Tag lang nichts aßen. Frauen und Kinder sind überproportional von Ernährungsunsicherheit betroffen: Nur 48 Prozent der Frauen und 25 Prozent der Kinder in Afrika erreichen eine minimale Ernährungsvielfalt.
- Die wichtigsten Treiber für Hunger und Mangelernährung sind bewaffnete Konflikte, die Klimakrise und sozioökonomische Ungleichheiten. Diese werden durch Armut, Geschlechterungerechtigkeit, unzureichende Gesundheitsversorgung, fehlenden Zugang zu Land und mangelnde Verfügbarkeit von vielfältiger Nahrung verstärkt.
Presseanfragen
