Mitarbeiterin von Aktion gegen den Hunger hilft syrischer Familie

Elf Jahre Krieg in Syrien: Mehr Menschen als je zuvor leiden an Hunger

Am 15. März 2022 jährt sich der Krieg in Syrien zum elften Mal. Die Bilanz nach über einer Dekade Gewalt und Zerstörung ist katastrophal: Über 90 Prozent aller Syrerinnen und Syrer leben in Armut, über die Hälfte der Bevölkerung hat seit Beginn des Krieges ihr Zuhause verloren. Rund 12,4 Millionen Menschen sind von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen.  

Wirtschaftskrise und Inflation schüren den Hunger  

Auch wenn die aktiven Kampfhandlungen in Syrien im vergangenen Jahr etwas nachgelassen haben, wächst die Not im Land. Neben den Folgen des Krieges verschärfen eine Wirtschaftskrise und eine Hyperinflation die Situation nahezu täglich.

„Die Kaufkraft der Menschen schwindet. Sie können sich immer weniger mit ihrem Geld leisten. Lebensnotwendige Güter, wie Wasser, Lebensmittel, Kraftstoff und Strom sind so teuer geworden, dass die Haushalte im Durchschnitt 50 Prozent mehr als ihr Einkommen ausgeben müssen, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger. 

Dürre und Folgen des Ukraine-Krieges

Hinzu kommt, dass Syrien in diesem Jahr unter der schlimmsten Dürre seit 70 Jahren leidet. Die lokale Weizenproduktion wird schätzungsweise weniger als die Hälfte der letztjährigen Ernte und nur ein Viertel der durchschnittlichen Erträge im Vergleich zu vor dem Krieg betragen. Kaum Regen, zerstörte Wasserleitungen und horrende Kraftstoffkosten erschweren zudem die Bewässerung der Felder und den Transport von Waren. 

Auch der Krieg in der Ukraine wird die Ernährungssituation in Syrien verschlechtern: „Russland und die Ukraine gehören zu den wichtigsten Getreideexporteuren für den Nahen Osten. Durch den Krieg in der Ukraine könnte es zu Lieferengpässen von Weizen in die Region kommen. Syrien hat unter anderem schon mit einer Rationierung seiner Getreidereserven reagiert. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Preise für Grundnahrungsmittel, wie Brot oder Mehl. Wir müssen mit allen Mitteln verhindern, dass die Ukraine-Krise den Hunger in Syrien noch weiter verschärft”, erklärt Friedrich-Rust.  

Appell an internationale Gemeinschaft

Aktion gegen den Hunger fordert von der internationalen Gemeinschaft, die humanitäre Katastrophe in Syrien nicht aus den Augen zu verlieren und in den Wiederaufbau des Landes zu investieren. Eine langfristige und flexible Finanzierung ist die Grundlage dafür, dass humanitäre Akteure neben akuter Nothilfe nachhaltig die Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort verbessern können. Dazu gehört insbesondere die Wiederherstellung der Infrastruktur, die Verbesserung des Zugangs der Zivilbevölkerung zu grundlegenden Diensten wie Wassernetzen, Pipelines, Bewässerungsnetzen und Pumpstationen sowie die Wiederherstellung und Instandhaltung von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Das ist die Grundlage dafür, die Nahrungsmittelproduktion im Land anzukurbeln, die Ernährungssouveränität zu steigern und die Abhängigkeit der Bevölkerung von humanitärer Hilfe zu reduzieren. 

Aktion gegen den Hunger ist seit 2008 in Syrien tätig. Wir unterstützen die Menschen mit Nothilfeprogrammen und Programmen zur Stabilisierung der Lebensgrundlagen inner- und außerhalb des Landes. Im vergangenen Jahr haben wir mehr als 2,3 Millionen Menschen in Syrien unterstützt. 

31. MÄRZ 2022
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