
Gaza: Ohne Hilfe haben acht von zehn Familien nichts zu essen
Seit zwei Monaten erreichen keine humanitären Hilfsgüter mehr den Gazastreifen. Das Welternährungsprogramm (WFP) meldet, dass die Nahrungsmittelvorräte erschöpft sind. Aktion gegen den Hunger, einer der wenigen Partner des WFP mit Lebensmittelvorräten im nördlichen Gazastreifen, kann noch drei Wochen im Norden und zwei Wochen im Süden versorgen. Humanitäre Hilfsorganisationen haben mehr als 171.000 Tonnen Lebensmittelvorräte außerhalb des Gazastreifens gelagert. Damit könnte die gesamte Bevölkerung in Gaza drei bis vier Monate versorgt werden, wenn der Zugang gewährt wird. Aktion gegen den Hunger appelliert an Regierungen und internationale Organisationen, entschlossen zu handeln, um das Leid von Millionen von Menschen zu lindern.
„Die Nahrungsmittelproduktion in Gaza ist zusammengebrochen. Humanitäre Hilfe bleibt die wichtigste Quelle für Lebensmittel für rund 80 Prozent der Haushalte“, sagt Natalia Anguera, Einsatzleiterin für den Nahen Osten bei Aktion gegen den Hunger. „Ohne Hilfe haben acht von zehn Familien keinen Zugang zu Nahrung. Der Mangel an Lebensmitteln, sauberem Wasser und Medikamenten verschärft die Unterernährung bei Kindern, was zu Wachstums- und Entwicklungsstörungen führt.“
Die Krise hat ein beispielloses Ausmaß erreicht: Seit mehr als 60 Tagen fehlen Nahrungsmittel, sauberes Wasser und Medikamente. Die palästinensische Bevölkerung steckt in extremer Not. Die Menschen improvisieren mit den wenigen verbliebenen Vorräten: Siemischen zermahlene Makkaroni mit Mehl, verkleinern Portionen und reduzieren Mahlzeiten. „Wir müssen entscheiden, wem wir helfen“, sagt ein Mitarbeiter, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte. „Viele Familien erhalten trotz der Notlage keine Hilfe. Die Zahl der Bedürftigen übersteigt die verfügbaren Nahrungsmittel. Wiederholte Vertreibungen erschweren den Zugang und verzögern die Hilfe.“ Aktion gegen den Hunger arbeitet unermüdlich, doch ohne offene Grenzübergänge und sicheren Zugang sind Hilfsmaßnahmen schwierig.
Wie wir in diesem Zusammenhang arbeiten
„Hunger und Einschränkungen von humanitärer Hilfe dürfen niemals als Druckmittel eingesetzt werden. Die eingeschränkte Bewegungsfreiheit von Hilfsorganisationen und die anhaltenden Vertreibungen erschweren es, das volle Ausmaß der Krise im Gazastreifen zu beurteilen. Das führt vor allem im Hinblick auf die Lage der am stärksten gefährdeten Menschen zu großer Unsicherheit. Die Konfliktparteien und die internationale Gemeinschaft müssen handeln, bevor eine Hungersnot ausbricht“, so Anguera.
Die Teams von Aktion gegen den Hunger leisten, was möglich ist, um lebenswichtige Hilfe bereitzustellen. „Unsere Ernährungsteams unternehmen große Anstrengungen, insbesondere für schwangere und stillende Frauen. Sie geben ihnen praktische Hilfestellung, damit sie sich unter diesen harten Bedingungen um ihre Gesundheit und die ihrer Kinder kümmern können. Aber die Situation wird von Tag zu Tag schwieriger. Wir hoffen sehr, dass sich die Lage endlich ändert, sodass wir mehr dringend benötigte Hilfe leisten können, vor allem bei den Schwächsten", sagt ein Mitarbeiter.
Aktion gegen den Hunger wird die Menschen im Gazastreifen weiterhin unterstützen und fordert Regierungen und internationale Organisationen auf, entschlossen zu handeln, um das Leid von Millionen von Menschen zu lindern. Die bereits existenzielle Krise könnte sonst noch dramatischere Ausmaße nehmen.
Aktion gegen den Hunger fordert die sofortige Öffnung der Grenzen für eine sichere Verteilung von Hilfe nach humanitären Grundsätzen, die Freilassung aller Geiseln und einen dauerhaften Waffenstillstand. Das Leid der 2,1 Millionen Menschen im Gazastreifen muss gelindert werden, die Verpflichtungen des humanitären Völkerrechts erfüllt werden.
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