Cholera, Hunger, Überschwemmungen: Humanitäre Krise im Sudan verschärft sich
Mit 25 Millionen Menschen ohne Zugang zu Nahrungsmitteln und einer erklärten Hungersnot verschärfen Überschwemmungen die dramatische Lage im Sudan weiter. Heftige Regenfälle haben Cholera-Ausbrüche ausgelöst und bringen die bereits voll ausgelasteten Gesundheitssysteme an ihre Grenzen. Der ohnehin eingeschränkte Zugang zu humanitärer Hilfe ist zusätzlich erschwert. Trotz enormer Schwierigkeiten und Unsicherheiten arbeitet Aktion gegen den Hunger weiterhin vor Ort. Allein im letzten Jahr unterstützte die Organisation mehr als eine Million Menschen im Sudan in den Bereichen Ernährung, Gesundheit, Wasser, Sanitärversorgung und mit Schutzprogrammen.
Die Regenzeit, die von Juni bis Oktober andauert und derzeit ihren Höhepunkt erreicht, hat verheerende Auswirkungen auf den Sudan. Heftige Regenfälle haben bereits zu großflächigen Überschwemmungen geführt, welche zentrale Infrastrukturen zerstören, Ausbrüche von Infektionskrankheiten begünstigen, wichtige Verkehrswege blockieren und den Zugang humanitärer Hilfe zu den am stärksten gefährdeten Gemeinden erheblich erschweren. Und all das in einem Land, das schon jetzt die weltweit schwerste humanitäre Krise durchlebt.
Nach über zwei Jahren bewaffneter Konflikte sind 30 Millionen Menschen im Sudan dringend auf Unterstützung angewiesen; 25 Millionen leiden unter akuter Ernährungsunsicherheit. Bereits 2024 warnte die UNO vor einer drohenden Hungersnot in Samsam (Darfur) – der ersten seit mehr als sieben Jahren.
Starke Regenfälle und unkontrollierte Cholera-Ausbrüche
Die durch den anhaltenden Regen verursachten Überschwemmungen zerstören nicht nur Häuser und Straßen, sondern verunreinigen auch die Wasserquellen. Tausende Menschen sind gezwungen, verschmutztes Wasser zu trinken, was ein deutlich erhöhten Risiko für Infektionskrankheiten nach sich zieht. Bislang wurden fast 40.000 Cholera-Fälle und über 900 Todesfälle registriert. Mit weiter anhaltenden Regenfällen ist zu befürchten, dass sich die Ausbrüche noch verschärfen. Auch Fälle von akuter Diarrhö und Typhus nehmen zu, insbesondere in überfüllten Gebieten wie Vertriebenenlagern, wo es kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen gibt.
Diese Situation bringt die ohnehin fragilen Gesundheits- und Sanitärsysteme an ihre Belastungsgrenze. In Regionen wie Darfur, Süd-Kordofan und Blauer Nil, wo 80 Prozent der Krankenhäuser geschlossen und über 60 Prozent der Wasseraufbereitungsanlagen außer Betrieb sind, ist eine effektive Reaktion auf die Krise kaum noch möglich. Besonders kritisch ist die Lage in überfüllten Lagern wie Samsam, wo unhygienische Bedingungen, Überbelegung und fehlende medizinische Versorgung herrschen – mit gravierenden Folgen vor allem für Frauen und Kinder.
Hungersnot ausgerufen: ein Zeichen des völligen Zusammenbruchs
Laut der Integrierten Klassifizierung der Ernährungssicherheit (IPC) könnten sich die in Nord-Darfur und den westlichen Nuba-Bergen ausgerufenen Hungersnotbedingungen auf fünf weitere Regionen ausweiten; 17 weitere gelten bereits als gefährdet. In Gebieten, die durch Blockaden oder Belagerungen besonders schwer zu erreichen sind, überleben die Menschen mit Tierfutter, Wurzeln oder Wildkräutern – eine Notnahrung, die den täglichen Kalorienbedarf bei Weitem nicht deckt. Mehr als drei Millionen Kinder unter fünf Jahren könnten dieses Jahr an akuter Unterernährung leiden, davon 770.000 in ihrer schwersten Form.
„Die Ausrufung einer Hungersnot ist eine extreme Maßnahme, die nur unter den schwerwiegendsten Umständen erfolgt“, erklärt Paloma Martín de Miguel, Programmleiterin für Afrika bei Aktion gegen den Hunger. „Das geschieht nicht leichtfertig: Es bedeutet, dass der Hunger ein so kritisches Ausmaß erreicht hat, dass das Leben eines Großteils der Bevölkerung unmittelbar in Gefahr ist. Es handelt sich um die höchste Alarmstufe; sie muss mit aller gebotenen Dringlichkeit behandelt werden, denn sie zeigt, dass der Sudan vor der schwersten humanitären Krise unserer Zeit steht.“
Aktion gegen den Hunger: Nothilfe unter schwierigsten Bedingungen
Aktion gegen den Hunger ist seit 2018 im Sudan aktiv und leistet weiterhin Unterstützung in Gebieten, in denen humanitäre Hilfe unzureichend ist und der Zugang durch anhaltende Gewalt, Massenvertreibungen, starke Regenfälle und Mittelkürzungen massiv erschwert wird. Darüber hinaus engagieren wir uns in verschiedenen internationalen Foren, um sicherzustellen, dass Hilfe die Bedürftigsten ungehindert erreicht.
Trotz Zugangsbeschränkungen und instabiler Sicherheitslage verteilen unsere Teams weiterhin Nahrungsmittel und landwirtschaftliche Hilfsgüter in besonders betroffenen Regionen. Darüber hinaus betreiben wir mobile Kliniken für Menschen ohne medizinische Versorgung und setzen gezielte Maßnahmen zum Schutz von Frauen um – insbesondere jenen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind. Zwischen April 2023 und Dezember 2024 konnten wir über 1,2 Millionen Menschen in Zentral-Darfur, Süd-Kordofan, Weißer Nil, Blauer Nil und im Bundesstaat Rotes Meer mit Programmen in den Bereichen Ernährung und Gesundheit, Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene sowie geschlechtsspezifischer Unterstützung erreichen.
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