Die syrische Geflüchtete Rima Mohammed Mansour mit ihren Söhnen Ahmad (13, links) und Ali (7, rechts) in ihrem Zimmer der Gemeinschaftsunterkunft Rihaniyeh in Akkar, Nordlibanon, nahe der syrischen Grenze.

Ein Jahr nach dem politischen Umbruch in Syrien: Millionen Menschen weiterhin in Not

Pressemitteilung vom: 08.12.2025

Vor einem Jahr endete die 24-jährige Herrschaft von Bashar al-Assad – ein historischer Moment, der für Millionen Syrerinnen und Syrer Hoffnung auf Frieden und Wiederaufbau weckte. Doch die Realität bleibt erschütternd: Die Kämpfe dauern im Norden und Süden des Landes an, die humanitäre Notlage ist unverändert. Neun von zehn Menschen leben unter der Armutsgrenze, fast 17 Millionen benötigen dringend Hilfe zum Überleben, und mehr als neun Millionen leiden an akuter Ernährungsunsicherheit.  

„Ich bin sehr dankbar, dass uns der Libanon aufgenommen hat, aber ich hoffe, dass sich die Situation in Syrien verbessert, damit wir zurückkehren können“, sagt Rima Mansour, die mit ihrem Mann und acht Kindern in einer Gemeinschaftsunterkunft im libanesischen Akkar lebt – nur zehn Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Drei Monate nach dem politischen Wandel floh sie aus Tartus, nachdem Gewalt zwischen religiösen Gruppen mehr als 80.000 Menschen zur Flucht zwang. Zwei ihrer Kinder leiden an schweren Krankheiten, die ohne Medikamente nicht behandelbar sind. Ihre Geschichte steht für Tausende Familien, deren Leben seit Jahren auf Pause steht.

Dramatische Lage im Land: Gewalt, Hunger und zerstörte Infrastruktur  

Auch innerhalb Syriens bleibt die Lage dramatisch: Die langen Jahre des Konflikts haben fast sieben Millionen Menschen vertrieben, während die Rückkehr für einige gefährlich ist – wegen anhaltender Gewalt, Landminen und Entführungsrisiken. Städte sind zerstört, grundlegende Dienste funktionieren nicht und die Gesundheitsversorgung ist stark eingeschränkt: Nur etwas mehr als die Hälfte der Krankenhäuser funktioniert, während Hunger, Dürre und Minen die landwirtschaftliche Produktion lähmen. Trotz der Rückkehr von fast zwei Millionen Menschen seit Dezember 2024 bleibt der Wiederaufbau eine gewaltige Herausforderung.

„Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die Finanzierung für lebensrettende Programme zur Ernährungssicherheit deutlich auszuweiten, den Wiederaufbau der grundlegenden Dienste wie Gesundheit, Wasser und Sanitärversorgung voranzutreiben und Syriens Nahrungsmittelproduktion zu stärken. Dazu gehören landwirtschaftliche Unterstützung und Bargeld für Landwirtinnen und Landwirte, damit sie Zugang zu Saatgut und Futtermitteln haben und langfristig klimaresistente, nachhaltige Lösungen umsetzen können”, erläutert Dr. Helene Mutschler, Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger.

Aktion gegen den Hunger ist seit 2008 in Syrien aktiv

Als Reaktion auf die eskalierende humanitäre Krise leistete die Organisation sofortige Hilfe und stärkte zugleich die langfristige Widerstandsfähigkeit gefährdeter Gemeinschaften. Wir stellten den Zugang zu sauberem Wasser sicher, indem wir beschädigte Systeme reparierten, Wassertransporte organisierten und Hygieneschulungen durchführten. Familien erhielten Bargeldhilfen für lebensnotwendige Güter, während Kleinbauern und Viehhalter mit Saatgut, Werkzeugen und Schulungen unterstützt wurden. Zusätzlich rehabilitierten wir Gesundheitseinrichtungen, setzten mobile Teams ein und leisteten gezielte Ernährungshilfe, um akute Mangelernährung zu bekämpfen.

8. DEZEMBER 2025
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