Mutter stillt ihr Kind.

Hunger verhindern: Väter von Anfang an in die Stillzeit einbinden

Internationale Woche zur Förderung des Stillens vom 1. bis 7. August

Stillen ist auch Männersache. Dies ist das wichtigste Ergebnis einer Umfrage, an der Ernährungswissenschaftler von Aktion gegen den Hunger aus fünf Ländern teilgenommen haben. Gefragt wurde nach den wichtigsten kulturellen Hindernissen für das Stillen von Babys im Alter von bis zu sechs Monaten.  Denn Stillen ist nach Ansicht der Experten entscheidend, um akute Unterernährung von Kleinkindern zu bekämpfen.

Hindernisse sozialer Art

Das größte Hindernis ist laut Umfrage sozialer Art: „In einigen Regionen Kolumbiens liegt das Stillen ausschließlich in der Verantwortung der Mutter, Paare finden wenig oder gar keine Unterstützung für diese Praxis“, beklagt Jennifer Guzmán, verantwortlich für das Ernährungsprogramm von Aktion gegen den Hunger in Kolumbien.

Einbeziehung von Männern entscheidend

„Im Libanon werden viele Frauen von ihren Männern dazu angehalten, nicht zu stillen, um die Form ihrer Brüste zu erhalten“, erzählt Berit Rola Abdallah, Leiterin des Ernährungsprogramms im Libanon. „Deshalb ist die Einbeziehung von Männern und wichtigen Personen der Gemeinde entscheidend, um diese Praxis zu fördern, die viele Leben in der Sahelzone retten könnte“, fügt Ismaël Man-néré Zoungrana hinzu, technischer Koordinator von Aktion gegen den Hunger im Senegal.
 
„Wir können das Stillen nicht weiter ausschließlich als Angelegenheit der Frauen betrachten. Es geht darum, mit Männern zusammenzuarbeiten, damit sie die große Bedeutung des Stillens in den ersten sechs Lebensmonaten für die Gesundheit ihrer Kinder verstehen. Und auch um negative Vorurteile rund um das Stillen abzubauen. Das ist für unsere Teams von Aktion gegen den Hunger zur Priorität geworden“, erklärt Antonio Vargas, Gesundheits- und Ernährungsbeauftragter bei Aktion gegen den Hunger. Stillen sei der Schlüssel zu einer guten Gesundheit, fügt Abdias Ogobara Dougnon aus dem Niger hinzu, deshalb sollten Frauen vorrangig in Hilfsprogramme aufgenommen werden. Die Muttermilch stärke die Immunabwehr der Kinder.

Kulturelle, institutionelle und wirtschaftliche Hindernisse

Es gibt auch kulturelle Überzeugungen, die echte Hindernisse darstellen können. So werden Brustentzündungen oder andere Komplikation während des Stillens mancherorts als Fluch angesehen. In anderen Regionen wird die erste Muttermilch als zu wenig nahrhaft empfunden und durch Weihwasser ersetzt.

Oftmals reicht es nicht aus, das Bewusstsein für die gesundheitlichen Vorteile zu schärfen: „In Mauretanien haben wir uns entschieden, uns auf die Vorschriften zu stützen, die der Koran zum Stillen vorgibt. Dies war eine bessere Strategie, um das Stillen zu fördern als wissenschaftliche Argumente zu liefern,“ erklärt Souleymane Hassane Toukou,  Mauretaniens Koordinator für Ernährung und Gesundheit.

„In anderen Regionen müssten nicht die Gemeinden, sondern das öffentliche Gesundheitssystem überzeugt werden,“ so Jennifer Guzman. „Manche Kinderärzte fördern sogar das Verabreichen von Milchpulver, statt das Stillen der Kinder bis zum 6. Monat zu fördern.“ Man müsse aufmerksam sein, was die Marketingmaßnahmen der Säuglingsnährungsindustrie in den ärmsten Gemeinden angehe, fügt Guzman hinzu.

2. AUGUST 2019
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