
Aktion gegen den Hunger, einer der wenigen humanitären Akteure in Kwamouth, in der die Gesundheitsinfrastrukturen seit 2023 besonders stark zerstört sind, leitet eine Nothilfeaktion gegen die Epidemie ein, deren Sterblichkeitsrate von 25 Prozent eine rasche Verschlechterung der Lage befürchten lässt.
„Wir sind seit Mitte 2023 in Kwamouth im Einsatz, nachdem der Konflikt von 2022 und seine Folgen die Bevölkerung schwer getroffen hatten. Wir befinden uns in einer Region, in der der Bedarf an medizinischer Versorgung, Medikamenten, Ausrüstung und Gesundheitspersonal kritisch ist. Die zur Behandlung von Cholera benötigten Medikamente sind in den örtlichen Gesundheitszentren bereits ausgegangen“, erklärt Julie Drouet, stellvertretende Landesdirektorin für die Programme von Aktion gegen den Hunger in der Demokratischen Republik Kongo.
In der Region wütet seit Wochen eine Cholera-Epidemie. In der DR Kongo ist Cholera landesweit endemisch, das heißt es kommt regelmäßig zu Ausbrüchen. Die durch Wasser übertragene Krankheit ist vor allem durch starken wässrigen Durchfall mit Erbrechen gekennzeichnet, der innerhalb weniger Stunden zu schneller Austrocknung und zum Tod führen kann. Menschen, die unter Mangelernährung leiden, sind besonders gefährdet. Bei schneller Behandlung ist die Genesung jedoch mit einer Elektrolytlösung und in den schwersten Fällen sogar Antibiotika schnell möglich.
In Kwamouth wurden 43 Fälle registriert, darunter sieben Todesfälle¹, was einer Sterblichkeitsrate von 16 Prozent entspricht, wobei einige Gesundheitszonen eine Sterblichkeitsrate von über 20 Prozent erreichen. Das sind extrem hohe Zahlen, auch wenn die Ursache und die Ausbreitung der Fälle noch nicht geklärt sind. „Unser Epidemiologe ist vor Ort, um die Lage zu analysieren. Wir sind besonders besorgt, weil Fälle im Allgemeinen Krankenhaus von Kwamouth, aber auch in den Gesundheitszentren am Flussufer registriert wurden: Da mehrere Ausbrüche verstreut auftreten, besteht die Gefahr, dass sich die Krankheit extrem schnell ausbreitet“, fügt Julie Drouet hinzu.
Kwamouth liegt am Ufer des Kongo, einer stark befahrenen Transportroute für Personen und Güter in einem Gebiet, in dem die Landwege in schlechtem Zustand sind. Die Stadt ist 500 Kilometer von der Hauptstadt Kinshasa entfernt, wo nach den jüngsten Überschwemmungen ebenfalls drei Viertel der Gesundheitszonen² von Cholera betroffen sind. Am gegenüberliegenden Flussufer liegt die Republik Kongo, mit der ein reger Handel und Personenverkehr stattfindet, was das Risiko einer grenzüberschreitenden Ausbreitung erhöht.
Cholera vorbeugen und behandeln: unser Notfallteam vor Ort
Aktion gegen den Hunger unterstützt landesweit 15 Gesundheitszentren sowie das Allgemeine Krankenhaus von Kwamouth und versorgt mit seiner mobilen Klinik acht Standorte. Um die Gesundheitsversorgung angesichts der Choleraepidemie zu verbessern, haben die Teams von Aktion gegen den Hunger mit der Lieferung von Medikamenten – darunter Elektrolytlösungen – an das Krankenhaus von Kwamouth begonnen und mit Unterstützung der schwedischen Behörde für internationale Entwicklungszusammenarbeit (SIDA) ein Notfallteam entsandt, um den Risiken der Krankheit und ihrer Ausbreitung vorzubeugen.
Ziel ist es, Gesundheitspersonal und lokale Helfer*innen in der Erkennung der Krankheit zu schulen, das Bewusstsein für gute Hygienepraktiken zu schärfen, die Bevölkerung über die Krankheit, die Verwendung persönlicher Schutzausrüstung und Maßnahmen zur Infektionsprävention und -kontrolle in Gesundheitszentren zu informieren. Neben diesen Maßnahmen zum Kapazitätsaufbau für das Gesundheitspersonal werden die Teams Desinfektionskampagnen in Haushalten durchführen, in denen die Infektionsquelle identifiziert wurde.

In einer Schulung lernen lokale Helfer*innen, wie sie die Symptome von Cholera erkennen können.
Der Epidemiologe von Aktion gegen den Hunger in der DR Kongo gehört ebenfalls zum Einsatzpersonal. In den vergangenen Jahren haben die Teams von Aktion gegen den Hunger in diesem Land umfangreiche Erfahrungen bei der Bekämpfung von Epidemien wie Masern, Cholera, Mpox, Ebola, Marburg und Anthrax gesammelt, insbesondere bei der Analyse von Gesundheitsdaten zur Erkennung, Überwachung und Bekämpfung von Epidemien sowie bei der Beobachtung epidemiologischer Trends, um zukünftige Entwicklungen vorhersagen zu können. Aktion gegen den Hunger hilft lokalen Partnerorganisationen beim Aufbau von Kapazitäten zur Prävention von Epidemien und leistet technische Unterstützung bei der Umsetzung von Strategien, die auf den jeweiligen Epidemiekontext zugeschnitten sind.
Konflikte und Vertreibungen im Kontext unsicherer Finanzierung
„Infolge des Konflikts sind nur noch 40 Prozent der Gesundheitszentren funktionsfähig, was die medizinische Versorgung der Bevölkerung erschwert, und es sind nur sehr wenige Akteure vor Ort“, fügt Julie Drouet hinzu.
Das Gebiet Kwamouth und die gleichnamige Stadt sind seit Juli 2022 von Konflikten zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen geprägt, durch die mehr als 220.000 Menschen vertrieben wurden³, und von denen auch benachbarte Provinzen betroffen sind.
Die Gewalt hat zur Zerstörung und Beschädigung von Gesundheitszentren, zu einem Anstieg der Lebensmittelpreise und zu einer Zunahme der Fälle von akuter Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren geführt. Unsere Ernährungsstudien ergaben alarmierende Unterernährungsraten: 15,3 Prozent Prävalenz der globalen akuten Unterernährung und 2,8 Prozent der schweren akuten Unterernährung (SAM).
„Im Jahr 2024 haben wir in 16 Gesundheitseinrichtungen in der Region Kwamouth 2.940 Kinder mit SAM versorgt und mehr als 25.000 Kinder wegen Kinderkrankheiten behandelt. Aber diese Zahlen spiegeln nur einen Teil der Realität wider“, betont Julie Drouet. „Da wir erst seit zwei Jahren mit den Gemeinden zusammenarbeiten, um Kinder mit schwerer akuter Unterernährung zu behandeln, baut sich das Vertrauen allmählich auf und die Menschen beginnen zu verstehen, dass ihre Kinder kostenlos behandelt werden können. In einigen Gebieten finden wir bei unseren Untersuchungen bis zu sechs Prozent der Kinder mit schwerer akuter Unterernährung, was uns zu der Annahme veranlasst, dass die Zahl der Fälle mit der Zeit nur noch steigen wird und die Menschen mehr denn je Unterstützung brauchen, sei es im Gesundheitsbereich oder im Kampf gegen Cholera.“
Diese Gesundheits- und Ernährungsversorgung wurde durch Mittel des US-Außenministeriums (ehemals BHA/USAID) ermöglicht, die von den Dekreten der US-Regierung vom Januar betroffen waren. Obwohl die Aktivitäten wieder aufgenommen wurden, bleibt die Zukunft der humanitären Hilfe in der DR Kongo angesichts des allgemeinen Rückgangs der internationalen Hilfe ungewiss, insbesondere im Gebiet Kwamouth, das darum kämpft, seine dringenden Bedürfnisse sichtbar zu machen.
[1] Stand: 24.07.2025
[2] Cholera: Wiederauftreten von Fällen in Kinshasa, DR Kongo – Gesundheit hat Priorität (in Französisch)
[3] Humanitäre Bedürfnisse und Hilfsplan Demokratische Republik Kongo 2025