
von Victor Akumu (ins Deutsche übersetzt von Aktion gegen den Hunger)
Es war eine schwierige Woche für Nolntulan. Ihr zweijähriger Sohn Rashaei, der normalerweise ein fröhlicher kleiner Junge war, hatte den ganzen Tag über ununterbrochen geweint und war nachts sehr unruhig. Wenn er nicht weinte, lag er auf einer Sisalmatte, sah schwach aus und zeigte keinerlei Interesse an irgendetwas. Trotz der wiederholten Beteuerungen ihrer Freundin, dass er sich erholen würde, sah Nolntulan auch nach der Gabe von rezeptfreien Schmerzmitteln keine Besserung. Da sie kein weiteres Risiko für die Gesundheit ihres Sohnes eingehen wollte, beschloss sie, die Gesundheitshelfer*innen der Gemeinde zu benachrichtigen und um einen Besuch zu bitten, damit sie Rashaeis sich verschlechternden Gesundheitszustand beurteilen.
Mangelernährung: Hilfe kommt ins Haus
Als der Gemeindegesundheitshelfer Patrick Lekirimui in Rashaeis Haus im Dorf Lenguruma ankam, beriet er sich kurz mit Rashaeis Mutter, bevor er ihn untersuchte. Der Zugang zu einer formellen Gesundheitsversorgung ist für die Menschen in Lenguruma und in vielen anderen Dörfern im Norden Kenias eine große Herausforderung. Aufgrund der schlechten Straßeninfrastruktur und fehlender öffentlicher Verkehrsmittel kann die Fahrt zur nächsten Gesundheitseinrichtung einen ganzen Tag dauern. In abgelegenen Gebieten wie diesen sind Gemeindegesundheitshelfer*innen wie Patrick unverzichtbar, da sie unterversorgten Gemeinden direkt lebenswichtige Gesundheitsversorgung und Aufklärung bieten.

Im ersten Gespräch befragt Patrick Nolntulan ausgiebig nach dem Gesundheitszustand von Rashaei, damit sich der Gesundheitshelfer ein Bild von der Situation machen kann.
Die Diagnose: Akute Mangelernährung
Bei der Untersuchung stellte Patrick mithilfe des MUAC-Messbandes fest, dass Rashaei an mittelschwerer akuter Mangelernährung litt.
„Akute Mangelernährung ist in den Hirtengemeinden im Norden Kenias aufgrund verschiedener Faktoren weit verbreitet. Einige dieser Faktoren sind schlechte kulturelle Praktiken, mangelnde Ernährungsvielfalt, Dürre und unzureichende Aufklärung über Ernährung.“
Patrick, Gesundheitshelfer von Aktion gegen den Hunger in KeniaErste Schritte zur Behandlung
Patrick bot Rashaei und seiner Mutter an, sie mit seinem Motorrad, das er für Besuche in der Gemeinde nutzt, zu einer ambulanten Klinik in der nahe gelegenen Lenguruma-Schule zu bringen, wo sie eine umfassende Gesundheitsuntersuchung erhalten und Rashaei mit der Behandlung seiner akuten Mangelernährung beginnen konnte. Bei der Ankunft in der ambulanten Klinik wurden Gewicht, Größe und Armumfang mithilfe des MUAC-Bandes gemessen, bevor der Junge zur umfassenden Untersuchung an eine Krankenschwester überwiesen wurde. Die ambulante Klinik wird von Aktion gegen den Hunger unterstützt.

Patrick bringt Nolntulan und Rashaei in die Gesundheitsstation. Dort wird der Junge noch einmal genauestens untersucht, bis er zur weiteren Behandlung nach Hause gehen kann. Alle zwei Wochen bringt Patrick ihn zu weiteren Untersuchungen in die Station.
Außenkliniken als Lebensader
Laut Winnie Makena, einer Ernährungshelferin bei Aktion gegen den Hunger, bieten Außenkliniken wichtige Ernährungs- und Gesundheitsdienste für gefährdete und abgelegene Gemeinden. Diese Kliniken sind Teil einer umfassenderen Initiative von Aktion gegen den Hunger, um den Zugang zur Gesundheitsversorgung insbesondere für Mütter und Kleinkinder zu verbessern und so eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Mangelernährung zu ermöglichen.
Der Triage-Prozess
„Sobald wir einen Verdachtsfall von Mangelernährung in der Außenstelle melden, durchläuft das Kind einen Triage-Prozess, bei dem Größe, Gewicht und MUAC-Werte gemessen werden, um den Z-Score zu bestimmen. Der Z-Score wird verwendet, um das Stadium der Mangelernährung zu bestimmen – ob es sich um eine mittelschwere oder schwere Unterernährung handelt. Danach überprüfen wir auch, ob andere in der Region verbreitete Krankheiten wie Malaria vorliegen“, erklärt Winne Makena.
Die Therapie beginnt
Bei Rashaei wurde eine mittelschwere akute Mangelernährung festgestellt, und er wurde sofort in das Behandlungsprogramm aufgenommen. Er erhielt Vitamin-A-Präparate, Entwurmungsmittel und gebrauchsfertige therapeutische Nahrung (RUTF, Ready to Use Therapeutic Food). Die Krankenschwester führte zusammen mit Patrick ein kurzes Gespräch mit Rashaeis Mutter über die Bedeutung von RUTF und die wichtige Einnahme der Nahrungsergänzungsmittel gemäß den Anweisungen.

Regelmäßig wird Rashaei in der Station untersucht. Nolntulan bekommt wichtige Tipps sowie gebrauchsfertige Therapienahrung, damit sie ihr Kind zu Hause weiter versorgen kann.
Kontinuierliche Betreuung zu Hause
Laut Makena wird Rashaei in das sechswöchige Genesungsprogramm aufgenommen. Der Gesundheitshelfer wird ihn wöchentlich zu Hause besuchen, um seine Fortschritte zu überwachen und seine Mutter in der Auswahl von Lebensmitteln und besten Ernährungsgewohnheiten zu schulen. Rashaei soll alle zwei Wochen zur medizinischen Untersuchung in die Außenklinik kommen.
Hoffnung kehrt zurück
Rashaeis Mutter war sehr erleichtert und optimistisch, da sie wusste, dass ihr Sohn auf dem Weg der Besserung ist. „Ich bin froh, dass er untersucht wurde und die Krankenschwester mir versichert hat, dass es ihm besser gehen wird“, sagte sie, während sie Rashaei in der Außenklinik RUTF fütterte.
Unterstützung durch Gemeinschaft
Sechs Wochen lang nahm Rashaei seine medizinische Erdnusspaste wie vorgeschrieben ein und wurde jede Woche wie geplant untersucht. Seine Mutter wurde in die Mutter-zu-Mutter-Selbsthilfegruppe des Dorfes aufgenommen, in der sich die Frauen gegenseitig unterstützen und Erfahrungen darüber austauschen, wie sie ihre Kinder am besten versorgen können.
Laut Patrick wurden in jedem Dorf Mutter-zu-Mutter-Selbsthilfegruppen gegründet. In diesen Gruppen werden Mütter über Ernährung aufgeklärt, insbesondere darüber, welche lokal verfügbaren Lebensmittel den höchsten Nährwert haben und wie sie die Gesundheit ihrer Familien am besten verbessern können.

Nolntulan hat von Patrick ein MUAC-Band für zu Hause bekommen, um den Ernährungszustand ihres Kindes weiter zu verfolgen.
Gesund und voller Lebensfreude
Heute ist Rashaei wieder ganz der Alte, glücklich und zieht bei jeder Gelegenheit an der Halskette seiner Mutter. Er wurde gerade für gesund erklärt und aus dem Programm entlassen.
„Ich kann das Gefühl nicht beschreiben, meinen Sohn so glücklich und fröhlich zu sehen. Ich bin Aktion gegen den Hunger auf ewig dankbar. Ich habe viel darüber gelernt, wie ich meine Familie in Sachen Gesundheit und Ernährung versorgen kann“, sagte Rashaeis Mutter Nolntulan, nachdem Rashaei seine letzte Untersuchung absolviert hatte und aus dem Programm entlassen wurde.

Das MUAC-Band zeigt endlich grün an! Rashaei hat die Mangelernährung überwunden – die Behandlung war ein voller Erfolg. Seine Mutter ist überglücklich.
Der Einsatz geht weiter – trotz Herausforderungen
Gerald Mwangi, Feldkoordinator für die Region, erklärt, dass Aktion gegen den Hunger sich darauf konzentriert, alle Kinder in der Region auf Mangelernährung zu untersuchen, alle identifizierten Fälle zu behandeln und Mütter über beste Ernährungs- und Gesundheitspraktiken aufzuklären.
„Durch unsere Außenkliniken und die Zusammenarbeit mit Gesundheitshelfer*innen in den Gemeinden wollen wir sicherstellen, dass alle Kinder unter fünf Jahren auf Mangelernährung untersucht und behandelt werden. Es gibt noch einige abgelegene Dörfer, die wir noch nicht erreicht haben, aber hoffentlich können wir das noch in diesem Jahr schaffen“, erklärte er.
Ihre Hilfe ist entscheidend
Obwohl Gerald optimistisch ist, könnte dies nicht der Fall sein, da in abgelegenen Gebieten Nordkenias wie dem Dorf Lenguruma Aktion gegen den Hunger die einzige Organisation im Kampf gegen den Hunger ist, da andere Organisationen aufgrund von Kürzungen der USAID-Finanzmittel ihre Arbeit eingestellt haben. Die fortgesetzte Unterstützung durch Sie und Ihre Netzwerke stellt sicher, dass wir weiterhin lebensrettende Hilfe für unterversorgte Kinder wie Rashaei leisten können.