Frau mit Kind steigt auf Berg

Afghanistan: Menschen nicht im Stich lassen

Während sich die ausländischen Truppen zurückziehen und die Kämpfe im Land zunehmen, steigt der humanitäre Bedarf in Land, warnt Aktion gegen den Hunger und ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Menschen in Afghanistan nicht zu vergessen. Die Tausenden gefährdeten afghanischen Familien dürfen jetzt nicht im Stich gelassen werden.

“Wenn die Kämpfe anhalten, wird die Zahl der Vertriebenen in Afghanistan höchstwahrscheinlich sogar die Prognose von 500.000 Geflüchteten für 2021 überschreiten", sagt Mike Bonke, Landesdirektor von Aktion gegen den Hunger in Afghanistan. "Die meisten der Vertriebenen werden in Afghanistan eine Unterkunft finden. Aber auch die Anzahl der Afghanen, die außerhalb ihres Landes Asyl suchen, wird zunehmen; vor allem im Iran und in Pakistan, aber auch in Europa.“

Seit Jahrzehnten wird Afghanistan von Bürgerkriegen und Naturkatastrophen wie Erdbeben und Dürren heimgesucht. 2020 kam die COVID-19-Pandemie und hat das schon überforderte Gesundheitssystem vollends an die Grenzen gebracht. Der Zugang zu lebenswichtiger medizinischer Hilfe ist eingeschränkt. Andauernde Unruhen gefährden das Leben der Zivilbevölkerung und treibt sie ins Exil. Mehr als 270.000 Afghanen sind aus ihren Häusern geflohen – auf der Suche nach einem sicheren Ort, um ihre Familien zu schützen.

Jetzt helfen

Trotz der anhaltend schwierigen Situation bietet Aktion gegen den Hunger weiterhin Unterstützung in den Bereichen Gesundheit und Ernährungssicherheit in verschiedenen Teilen des Landes an.  Mobile Kliniken leisten medizinische Nothilfe in schwer zugänglichen Dörfern, in denen keine andere Hilfe verfügbar ist. 80 Prozent der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft. COVID-19, die anhaltende Dürre und der Konflikt haben die Lebensgrundlagen der Menschen, die jahrzehntelang so hart dafür gekämpft haben, zerstört.

"Für uns bedeutet der Abzug der Truppen nicht das Ende unserer Arbeit", sagt Mike Bonke. "Wir sind mit allen Konfliktparteien in Kontakt, um der am stärksten betroffenen und gefährdeten Zivilbevölkerung weiterhin neutral und unparteiisch helfen zu können. Aktion gegen den Hunger ist seit 1996 in Afghanistan tätig und werden es auch weiterhin sein, so gut wir können. Wir haben die Verantwortung, den Menschen zu helfen und nicht einfach so zu gehen. Milliarden Dollar sind in diesem Land für den Krieg verschwendet worden. Warum gibt es nicht die gleiche Bereitschaft, genauso viel für die Rettung von Leben auszugeben?“. 

Betroffene zu erreichen ist herausfordernd 

Am 16. Juli 2021 sprach eine Mitarbeiterin von Aktion gegen den Hunger bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats und erinnerte erneut daran, dass Konfliktparteien den humanitären Zugang weder behindern und noch Entscheidungen treffen dürfen, welche die Akzeptanz und Neutralität von Hilfsorganisationen beeinträchtigen. Wir orientieren uns in unserer Arbeit an allgemeingültigen, humanitären Prinzipien. Gleichzeitig verfolgen wir mit großer Sorge, dass die Möglichkeiten, Hilfe zu leisten, immer eingeschränkter werden.  

In Afghanistan leidet heute eines von zwei Kindern unter fünf Jahren an akuter Unterernährung und benötigt lebensrettende Behandlung. In diesem Jahr hat das Land ein kritisches Ausmaß an Ernährungsunsicherheit erreicht – mittlerweile sind 40 Prozent der Einwohner*innen davon betroffen. Wenn der Konflikt anhält, wird es schwierig sein, die benötigte umfassende Unterstützung zu leisten, denn Organisationen wie Aktion gegen den Hunger haben nur begrenzt Zugang zu den Betroffenen. Am Ende werden auch in Afghanistan wie immer die Schwächsten den höchsten Preis zahlen. 

 

Hinweis an die Redaktion: Unser Landesdirektor Mike Bonke steht für Interviews (eng/de) zur Verfügung.

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Vassilios Saroglou
21. JULI 2021
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