Wasserpumpstation in Tyre, Libanon - nach den Angriffen noch immer in Trümmern.

Sechs Monate nach Waffenstillstand: Hunderttausende im Libanon weiterhin ohne fließendes Wasser

Mindestens 150.000 Menschen im Süden des Libanon haben weiterhin kein fließendes Wasser, nachdem große Teile der Wasser-, Sanitär- und Hygieneeinrichtungen (WASH) durch israelische Angriffe seit Beginn des Konflikts im Oktober 2023 beschädigt oder zerstört wurden. Das geht aus einem heute veröffentlichten Bericht von Aktion gegen den Hunger und Insecurity Insight hervor. 

Teile Libanons ohne Wasser: Menschen können sich Wasserlieferungen kaum leisten

Der Bericht “When Bombs Turn the Taps Off: The Impact of Conflict on Water Infrastructure in Lebanon” zeigt die verheerenden unmittelbaren und langfristigen Folgen wiederholter Angriffe israelischer Streitkräfte auf die libanesische Wasserinfrastruktur zwischen Oktober 2023 und April 2025. Sechs Monate nach dem fragilen Waffenstillstand sind mehr als 30 Dörfer weiterhin nicht an das Wassernetz angeschlossen. Die Angriffe haben zu einer langfristigen Unterbrechung der Frischwasserversorgung und zur Abhängigkeit von Wasserlieferungen mit dem Tankwagen geführt, die sich viele Menschen nicht leisten können. Laut Weltbank betragen die Verluste in den Bereichen Wasser, Abwasser und Bewässerung schätzungsweise 171 Millionen US-Dollar. 

Allein in den Gouvernements Nabatäa und Süd-Libanon wurden seit Oktober 2023 mindestens 26 Wasserpumpstationen und 28 Wasserleitungsnetze beschädigt. Während sich der Großteil der Schäden in Süd-Libanon ereignete, ist auch die Stadt Shmustar in Baalbeck (Bekaa) weiterhin ohne fließendes Wasser: Ein Brunnen wurde vollständig zerstört, fünf weitere teilweise beschädigt – Tausende Bewohner*innen sind auf einen Wassertank angewiesen, der nur 20 Prozent seiner Kapazität erreicht. 

„Die Angriffe hatten verheerende Folgen für Landwirte, da Wasserknappheit die Bewässerung und Lebensmittelproduktion beeinträchtigte“, sagte Christina Wille, Direktorin von Insecurity Insight. „Mehr als 82 Prozent der befragten Landwirte in Südlibanon gaben an, nicht genug Wasser für ihre Felder oder ihr Vieh zu haben.“ 

Aktion gegen den Hunger warnt vor Ausbrüchen wasserbedingter Krankheiten 

Suzanne Takkenberg, Landesdirektorin von Aktion gegen den Hunger im Libanon, warnte angesichts der heißen Sommermonate vor einem erhöhten Risiko von Ausbrüchen wasserbedingter Krankheiten. „Die Trockenzeit, kombiniert mit dem durch die Angriffe verursachten Wassermangel, zwingt gefährdete Gemeinschaften dazu, unsichere oder kontaminierte Wasserquellen für ihren täglichen Bedarf zu nutzen. Das birgt ein sehr reales Krankheitsrisiko“, sagte Takkenberg. 

Dr. Wassim Daher, Generaldirektor der Wasserbehörde Süd-Libanon, erklärte, dass die durch israelische Angriffe verursachten Schäden an der Wasserinfrastruktur Tausende Menschen in Grenznähe betreffen. „Unsere Experten schätzen, dass 90 Prozent der Wasserversorgung innerhalb von fünf km zur südlichen Grenze des Libanon unterbrochen sind. Weitere 92.000 Menschen, die vor Oktober 2023 in diesen Gebieten lebten, sind aufgrund der Zerstörung und des Mangels an lebenswichtigen Diensten nicht zurückgekehrt“, sagte Dr. Daher. 

Die Organisationen erinnern daran, dass alle Konfliktparteien gemäß dem humanitären Völkerrecht verpflichtet sind, lebenswichtige Einrichtungen wie Wasserinstallationen zu schützen. Sie fordern dringende Maßnahmen zur Wiederherstellung der Wasserversorgung und die Einhaltung des Waffenstillstands durch alle Parteien. 

Hinweise an die Redaktionen: 

  • Der vollständige gemeinsame Bericht mit detaillierten Empfehlungen und Methodik ist hier verfügbar.

  • Gerne vermitteln wir Interviews, Gastbeiträge oder Hintergrundgespräche. 

26. AUGUST 2025
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