Sieben Jahre Resolution 2417: Aushungern als Kriegswaffe
Vor sieben Jahren – am 24. Mai 2018 – setzte der UN-Sicherheitsrat mit der einstimmig verabschiedeten Resolution 2417 ein historisches Zeichen: Er verurteilte das gezielte Aushungern von Zivilisten als Kriegsverbrechen und verpflichtete alle Konfliktparteien, humanitären Zugang zu gewährleisten. Doch die Bilanz nach sieben Jahren ist ernüchternd.
„Die internationale Ächtung von Hunger als Kriegswaffe ist ins Wanken geraten. In zahlreichen Kriegs- und Krisenregionen wird Hunger gezielt als Waffe eingesetzt – mit verheerenden Folgen und unter den Augen einer weitgehend sprach- und tatenlosen Weltgemeinschaft. Die UN-Resolution 2417 war ein Durchbruch, doch ohne Umsetzung bleibt sie ein leeres Versprechen”, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.
Gaza: gezielte Blockade von Hilfe
Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Seit Anfang März durften über zweieinhalb Monate keine Hilfsgüter ins Gebiet. Es fehlt an Nahrung, sauberem Wasser und Medikamenten. Laut aktuellem IPC-Bericht sind 1,94 Millionen Menschen – 93 Prozent der Bevölkerung – von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen. Besonders dramatisch ist die Lage für Kinder: Etwa 71.000 unter Fünfjährige leiden an akuter Unterernährung, 14.100 davon schwer. Auch zehntausende schwangere und stillende Frauen brauchen dringend medizinische Hilfe. Die Prognosen deuten auf eine weitere Verschlechterung hin. Die begrenzte Wiederaufnahme der Hilfslieferungen seit den letzten Tagen ist unzureichend, um eine Hungersnot abzuwenden.
Sudan: die stille Tragödie
Der Sudan erlebt seit April 2023 die schwerste Ernährungskrise seiner Geschichte: Über 25 Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen, mehr als acht Millionen droht eine Hungersnot. Besonders betroffen sind Kinder – 3,2 Millionen leiden an akuter Mangelernährung. UN-Experten berichteten bereits letztes Jahr, dass die Konfliktparteien im Sudan gezielt humanitäre Hilfe behindern, und forderten ein Ende des Einsatzes von Hunger als Kriegswaffe. Doch es geschah wenig, und Straflosigkeit bleibt die Regel.
Hunger als Mittel der Kriegsführung ist Bruch des Völkerrechts
„Bewaffnete Konflikte sind nach wie vor einer der Haupttreiber für akute Ernährungskrisen. Kriege vertreiben Millionen Menschen und rauben ihnen ihre Lebensgrundlagen. Überlebenswichtige Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Wasserversorgung und Märkte werden zerstört. Die Versorgung mit lebenswichtiger Hilfe wird massiv behindert. In vielen Konfliktregionen erreichen Hilfsorganisationen die am stärksten betroffenen Menschen nicht mehr - mit tödlichen Folgen für Millionen Menschen”, ergänzt Jan Sebastian Friedrich-Rust.
Aktion gegen den Hunger fordert, dass Hunger niemals als Mittel der Kriegsführung eingesetzt werden darf. “Es ist höchste Zeit, die politisch motivierte Instrumentalisierung von Hunger zu beenden und den Schutz der Zivilbevölkerung sicherzustellen”, so Friedrich-Rust.
Über Aktion gegen den Hunger
Aktion gegen den Hunger ist eine humanitäre und entwicklungspolitische Hilfsorganisation, die weltweit in 56 Ländern und Regionen aktiv ist und über 21 Millionen Menschen unterstützt. Seit mehr als 45 Jahren kämpft Aktion gegen den Hunger gegen Mangelernährung, schafft Zugang zu sauberem Wasser und gesundheitlicher Versorgung. 8.987 Mitarbeitende leisten Nothilfe und unterstützen Menschen beim Aufbau nachhaltiger Lebensgrundlagen.
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