Mehrere Frauen aus Kenia sitzen in ihrem Dorf und hören offenbar jemandem zu, ein Lächeln auf ihren Lippen.

Feministische Entwicklungspolitik – was ist das?

Frauen und andere benachteiligte Gruppen leiden überproportional unter Krisen – denn diskriminierende Strukturen verstärken sich in Zeiten von bewaffneten Konflikten oder wirtschaftlichen Rezessionen. Die COVID-19-Pandemie zum Beispiel hat die Situation von Frauen auf der ganzen Welt verschlechtert: Insgesamt 13 Millionen Frauen haben durch Corona ihre Jobs verloren, gleichzeitig lastete die Haus- und Sorgearbeit überproportional auf ihren Schultern.

Auch Hunger und Geschlechtergerechtigkeit hängen eng zusammen. Frauen und Mädchen haben weltweit ein um 30 Prozent höheres Risiko, an Hunger zu leiden!

Gleiche Rechte für alle – mehr Entwicklung

Gleichzeitig beweisen Studien, dass die weltweite Armut abnehmen würde, wenn es mehr Gleichberechtigung gäbe. Wenn Frauen im Globalen Süden die gleichen Rechte und Möglichkeiten hätten wie Männer, würden 150 Millionen Menschen weniger hungern. Genau da setzt feministische Entwicklungszusammenarbeit an. Nachhaltige Entwicklung für alle Menschen kann nur funktionieren, wenn alle gleichberechtigt daran teilhaben können. Kurz zusammengefasst baut eine feministische Entwicklungspolitik auf den "3 R" auf:

  • Rechte: die rechtliche Gleichstellung von Frauen und anderen benachteiligten Gruppen auf allen Ebenen vorantreiben

  • Ressourcen: mehr Gelder für politische Programme, die Geschlechtergerechtigkeit fördern

  • Repräsentanz: Eine wirklich feministische Politik passiert auf Augenhöhe – lokale feministische Organisationen und Frauengruppen müssen immer mit einbezogen werden und Entscheidungen mittragen

Möchtest du mehr erfahren? Hier spricht unsere Kollegin Lisa beim 17Ziele Podcast darüber, wie eine feministische Entwicklungspolitik aussehen könnte und warum Geschlechtergerechtigkeit so wichtig im Kampf gegen den Hunger ist:

Feministische Perspektive für die deutsche Politik

Entwicklungsministerin Svenja Schulze und Außenministerin Annalena Baerbock haben sich explizit zu einer feministischen Außen- und Entwicklungspolitik bekannt. Am 1. März 2023 stellten die beiden Ministerinnen ihre neuen Leitlinien für eine feministische Politik vor. Geschlechtergerechtigkeit soll von nun an in beiden Ministerien eine noch zentralere Rolle spielen und sich wie ein roter Faden durch die internationale Politik ziehen. Das ist eine riesengroße Chance! Die beiden Politikerinnen haben sich vorgenommen, die Stärkung der Frauenrechte und die Beteiligung von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen immer mitzudenken. Dazu gehört in erster Linie eine bessere Finanzierung: Bis 2025 sollen 85 Prozent der Projektmittel für Programme eingesetzt werden, die Gleichberechtigung und die Bedürfnisse von Frauen mitberücksichtigen (gendersensibel). Mindestens 8 Prozent der Mittel sollen in Projekte fließen, die Geschlechtergerechtigkeit und die Teilhabe von Frauen explizit fördern (gendertransformativ). Außerdem sollen auch in den Ministerien selbst wichtige Posten paritätischer besetzt werden. 

Das fordern wir von Svenja Schulze

Bei unserer Petitionsübergabe „Frauenrechte stärken, Hungerbesiegen“ im August 2022 haben wir von Svenja Schulze gefordert, Geschlechtergerechtigkeit ins Zentrum ihrer entwicklungspolitischen Strategie zu stellen. Wir freuen uns, dass unsere Forderung angekommen ist! Die Ministerin kommentierte: „Feministische Entwicklungspolitik ist für mich eine Frage von Gerechtigkeit. Frauen und Mädchen machen die Hälfte der Weltbevölkerung aus. Sie sollten auch die Hälfte der Macht haben. Wenn Frauen gleichberechtigt sind und gleiche Verantwortung tragen, gibt es weniger Armut, weniger Hunger und mehr Stabilität in der Welt. Es lohnt sich also, die Rechte, die Ressourcen und die Repräsentanz von Frauen und Mädchen zu stärken.“

Nun geht es an die Umsetzung: Im Sommer 2023 will Entwicklungsministerin Svenja Schulze in einem Gender Aktionsplan darlegen, wie sie die neuen feministischen Leitlinien in konkrete Projektarbeit überführen will. Um ihre ehrgeizigen Ziele zu erreichen, hat sie sich unter anderem vorgenommen, dass bis 2025 über 90 Prozent aller neu genehmigten Projektmittel in Programme fließen sollen, die Geschlechtergerechtigkeit fördern. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse!

Feminismus bei Aktion gegen den Hunger

In unserer kanadischen Sektion gibt es seit 2015 ein dezidiertes "International Gender Unit". Das Team forscht zum Zusammenhang zwischen Hunger und Geschlecht und entwickelt unsere weltweiten Programme stetig weiter, um Frauen und andere marginalisierte Gruppen noch besser in den Blick zu nehmen. Dabei geht es einerseits darum, sichere Räume zu schaffen, geschlechtsbasierter Gewalt präventiv entgegenzuwirken und die besonderen Bedürfnisse von schwangeren und stillenden Frauen zu berücksichtigen. Vor allem aber versuchen wir in allen Projektphasen, Frauen aktiv in die Planung und Umsetzung einzubinden.

Wir haben mit Onome Ako, der kanadischen Geschäftsführerin von Aktion gegen den Hunger, gesprochen:

Was bedeutet feministische Entwicklungspolitik für dich?

Onome Ako erklärt: Was bedeutet feministische Entwicklungspolitik?

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Was sollte die Politik jetzt tun, um den Hunger zu bekämpfen?

Onome Ako erklärt: Was sollte die Politik tun, um den Hunger zu bekämpfen?

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Entwicklungszusammenarbeit dekolonialisieren

Letztlich ist feministische Entwicklungspolitik ein ganzheitlicher Ansatz, um das immer noch starke Gefälle zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden aufzubrechen. Die alte Denkschule, dass die reichen Industrieländer Geld und Ideen zur Verfügung stellen, um ärmeren Ländern "zu helfen", ist überholt. Wenn wir wirklich Menschen auf der ganzen Welt bessere Lebensbedingungen ermöglichen wollen, müssen wir ungerechte Strukturen und globale Ungleichheiten überwinden. Das heißt: mit lokalen Partner*innen auf Augenhöhe zusammenarbeiten, die feministische Zivilgesellschaft aktiv einbinden und langfristig genügend Gelder für eine nachhaltige Entwicklungspolitik zur Verfügung stellen.

30. MÄRZ 2023
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