Not a target-Schriftzug auf schwarzem Grund

Massaker in Muttur: 15 Jahre Gleichgültigkeit!

Am 4. August 2006 wurden in Muttur in Sri Lanka siebzehn unserer Kolleg*innen hingerichtet. Diese Frauen und Männer wurden in ihren Büros ermordet, während sie den Betroffenen des Tsunamis geholfen haben. Auch 15 Jahre später sind ihre Morde immer noch nicht aufgeklärt. Aktion gegen den Hunger fordert weiterhin, dass die Verantwortlichen für dieses Massaker strafrechtlich verfolgt werden und der Gerechtigkeit Genüge getan wird.

Die Genfer Konventionen besagt klar, dass der Schutz von Zivilist*innen sowie humanitären Helfenden auch in Kriegszeiten unantastbar ist. Obwohl alle unserer 17 Mitarbeitenden eindeutig als humanitäre Helfende gekennzeichnet waren, wurden sie in ihren Büros attackiert, während sie der Bevölkerung nach dem Tsunami zur Seite standen. Der Angriff auf unsere Kollegen ist ein Kriegsverbrechen. Wir trauern mit den Familien der Opfer und erinnern an:

M. Narmathan,

I. Muralitharan,

R. Arulrajah,

T. Pratheeban,

A. Jaseelan,

G. Kavitha,

K. Kovarthani,

V. Kokilavathani,

S. Romila,

M. Ketheswaran,

M. Rishikesan,

S.P. Anantharajah,

G. Sritharan,

S. Koneswaran,

S. Ganesh,

Y. Kodeeswaran und

A.L.M. Jawffar.

Mehr als 100.000 Menschen in Sri Lanka wurden seit 2005 von Aktion gegen den Hunger unterstützt. Zwei Jahre nach dem Massaker haben wir uns aus Sicherheitserwägungen entschieden, das Staatsgebiet zu verlassen. Neben den Opfern, ihren Angehörigen und Kolleg*innen bleibt so eine ganze Bevölkerung als Betroffene des Angriffs zurück.

15 Jahre ohne Gerechtigkeit

Gemeinsam mit den Familien der Getöteten warten wir auch 15 Jahre nach dem Massaker auf Gerechtigkeit. Keine der sri-lankischen Regierungen der vergangenen Jahre hat dazu beigetragen, die Täter ausfindig zu machen und zu verurteilen – investigative Versuche wurden sogar behindert. Das und die bereits verstrichene Zeit machen das Streben nach Gerechtigkeit für unsere Kolleg*innen immer schwieriger und komplexer.

Dennoch ist es uns 2014 gelungen, eine internationale Untersuchung einzuleiten, die zu einem Bericht über die Verbrechen während des sri-lankischen Bürgerkriegs führte. Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen bestätigt darin unsere Vermutung, dass sri-lankische Sicherheitskräfte an dem Angriff auf unsere Kolleg*innen und der Bedrohungen von Familien und Zeugen beteiligt waren.

Der UN-Sicherheitsrat beantragte daraufhin die Einrichtung eines Sondergerichtshofs mit internationaler Beteiligung, der von den Vereinten Nationen und der sri-lankischen Regierung bestätigt wurde. Seither widersetzt sich Sri Lanka jedoch beharrlich der Anwesenheit internationaler Richter*innen. Das Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) unterstrich in einem Bericht vom vergangenen Januar, dass „Sri Lanka in einem Zustand der Verleugnung der Vergangenheit lebt, mit fehlgeschlagenen Bemühungen, die Wahrheit herauszufinden und vergangene Verbrechen anzuerkennen“.

Trotz aller Widerstände kämpft Aktion gegen den Hunger weiter darum, den 17 Opfern des Massakers von Muttur Gerechtigkeit zu verschaffen. Wir rufen weiterhin alle zuständigen Behörden auf, ihren Einfluss geltend zu machen, damit den Opfern und ihren Familien eines Tages Gerechtigkeit widerfährt.

#NotATarget: Angriffe auf humanitäres Personal nehmen zu

Das Massaker von Muttur ist leider kein Einzelfall. Allein seit Beginn dieses Jahres wurden weltweit fast 200 Helfende getötet, verletzt oder entführt, während sie Menschen in Not halfen. Angriffe auf humanitäre Helfer*innen sind Angriffe auf die humanitäre Hilfe an sich – eingeschlossen all der Menschen, die auf sie angewiesen sind. Diese Tragödien erinnern uns daran, dass die internationale Gemeinschaft alles daransetzen muss, den humanitären Raum zu schützen und Missachtungen des Völkerrechts zu ahnden. Die Sicherheit von humanitären Helfenden ist nicht verhandelbar!

6. AUGUST 2021
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