
Aktion gegen den Hunger baut Ernährungssysteme auf, die dem Klimawandel trotzen. Drei Beispiele, wie das funktioniert
Wir wollen eine Welt zu schaffen, in der niemand mehr Hunger leiden muss. Um das zu verwirklichen, sind starke Ernährungssysteme erforderlich, die die Versorgung mit nahrhaften Lebensmitteln für alle gewährleisten. In der heutigen Welt scheint dieses Ziel unerreichbar: Der Klimawandel beschleunigt sich, Ungleichheit ist weit verbreitet und viele Regionen weltweit sind von Armut geprägt. Aufgrund solcher Herausforderungen haben 673 Millionen Menschen keinen zuverlässigen Zugang zu den Lebensmitteln, die sie benötigen.
Was wäre aber, wenn wir einen Weg finden würden, Ernährungssysteme zu schaffen, die nicht nur gegen Herausforderungen gewappnet sind, die zu Hunger führen, sondern auch dazu beitragen, diese zu verhindern? Aktion gegen den Hunger tut genau das. Unser Ansatz zum Aufbau von Ernährungssystemen konzentriert sich darauf, Menschen zu ernähren, den Planeten zu erhalten und faire Chancen für Landwirte*Landwirtinnen zu schaffen – allesamt Maßnahmen, die die Ernährungssicherheit für heutige und zukünftige Generationen fördern. Weltweit arbeiten unsere Teams eng mit lokalen Gemeinschaften zusammen, um Ernährungssysteme zu schaffen, die Hunger an der Wurzel bekämpfen, damit wir eine Zukunft schaffen können, in der niemand hungern muss.
Drei Beispiele, wie Aktion gegen den Hunger nachhaltige Ernährungssysteme aufbaut
Westprovinz, Sambia
Sambia kämpft angesichts des sich verändernden El-Niño-Wetterphänomens darum, die Ernährungssicherheit zu verbessern. Mit der Verschärfung des Klimawandels wird die Trockenzeit, die Ernten zerstört, immer länger, gefolgt von starken Überschwemmungen, die die Nährstoffe im Boden auslaugen. Im Jahr 2024 erlebte Sambia die schlimmste Dürre seit mehr als 40 Jahren, eine nationale Notlage, von der mindestens neun Millionen Menschen betroffen waren – 2,04 Millionen davon litten schon zuvor unter schwerer Ernährungsunsicherheit.
Aktion gegen den Hunger stärkt die Klimaresilienz des Ernährungssystems Sambias mithilfe einer einfachen Kulturpflanze – der Augenbohne. Diese proteinreiche Hülsenfrucht ist dürreresistent und kommt auch mit den wenig fruchtbaren Böden Sambias zurecht. Sie reichert den Boden sogar mit Stickstoff an, bekämpft so die schädlichen Auswirkungen des Klimawandels und fördert das Wachstum anderer Kulturpflanzen. Bislang hat Aktion gegen den Hunger 1.545 Kleinbauern*Kleinbäuerinnen geschult, die erfolgreich Augenbohnen anbauen – allein im Jahr 2025 etwa 108,85 Tonnen.
Das Projekt steckt noch in den Kinderschuhen, aber die Vorteile sind bereits spürbar: Die Ernteerträge der Bauern*Bäuerinnen sind gestiegen, die Ernährungsvielfalt und die Proteinzufuhr der lokalen Bevölkerung haben sich verbessert und die Bodengesundheit erholt sich. Darüber hinaus verwenden die Bauern*Bäuerinnen andere Teile der Augenbohne als Futtermittel, wodurch Abfall und Unterhaltskosten reduziert werden. Mit steigenden Ernteerträgen und Einkommen ebnen die Bauern*Bäuerinnen in Sambia den Weg für ein widerstandsfähigeres Nahrungsmittelsystem, das den Herausforderungen von Dürren und Überschwemmungen standhalten kann.
Malkadaka, Kenia
Im Dorf Malkadaka standen Frauen vor großen Hindernissen, um ein Einkommen zu erzielen. Geschlechtsspezifische Normen haben sie von finanziellen Entscheidungen ausgeschlossen, während Klimakatastrophen die traditionelle Lebensweise ihrer Gemeinschaft als Viehzüchter*innen zerstörten und Familien ohne Nahrung und Einkommen zurückließen. Entschlossen, dies zu ändern, wandte sich eine Gruppe von Frauen der Landwirtschaft zu.
Mit Unterstützung von Aktion gegen den Hunger lernten sie agrarökologische und klimafreundliche Techniken wie Wassergewinnung, Bodenschutz und Mischkulturen, die ihnen halfen, einen florierenden, nachhaltigen Garten anzulegen. Die Familien konnten sich endlich mit vielfältigen, nahrhaften Lebensmitteln versorgen. Darüber hinaus wurden die Landwirtinnen mit Märkten vernetzt, auf denen sie ihre Ernteüberschüsse verkaufen und Einkommen erzielen konnten. Die Ersparnisse ermöglichten es den Frauen, Grundbedürfnisse zu decken und in kleine Unternehmen und Verbesserungen für ihre Höfe zu investieren. Zur Verbesserung der finanziellen Widerstandsfähigkeit wurde eine Dorfsparkasse (Village Savings and Loan Association, VSLA) gegründet. Für Frauen wie Shinda Yussuf, die zuvor nie über eigenes Geld verfügt hatte, bedeuteten der Garten und die VSLA eine nie dagewesene Sicherheit und Unabhängigkeit.
Durch die Kombination von nachhaltiger Landwirtschaft und finanzieller Stärkung verändern die Frauen in Malkadaka das Ernährungssystem ihrer Gemeinde. Ihre Führungsrolle stärkt die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel, versorgt ihre Familien mit Nahrung und schafft gerechte Chancen für zukünftige Generationen.
Satkhira, Bangladesch
Die Küstenregionen Bangladeschs sind stark vom Klimawandel bedroht. Zyklone treten immer häufiger und mit größerer Wucht auf, versalzen Böden und Gewässer, zerstören Ernten und treiben Familien in den Hunger. In Satkhira, wo die meisten Menschen von der Landwirtschaft leben, haben wiederholte Katastrophen das Land unfruchtbar gemacht, und die Angst vor der nächsten Katastrophe ist allgegenwärtig.
Aktion gegen den Hunger setzt eine innovative Methode ein, um das Ernährungssystem in Satkhira zu stärken. Mithilfe künstlicher Intelligenz überwacht unser Team wichtige Indikatoren, um Zyklone und Sturmfluten vorherzusagen. Die Gemeinden erhalten Warnungen und leiten Frühwarnpläne ein, sodass die Familien ihre Ernte einbringen und lagern, ihre Vermögenswerte sichern und sich sicher evakuieren können, bevor die Katastrophe eintritt.
Wenn die Familien auf ihr Land zurückkehren, erhalten sie Unterstützung beim Wiederaufbau ihrer Höfe. Die Landwirte*Landwirtinnen werden in agrarökologischen Techniken geschult, wie zum Beispiel Hochbeeten, die die Pflanzen über den salzhaltigen Boden heben, und Mulchen, das die Wasserspeicherung verbessert und Nährstoffe auffrischt. Frauen, die oft am stärksten unter der Ernährungsunsicherheit leiden, werden ebenfalls in alternative Erwerbszweige wie die Aquakultur eingebunden, wodurch die Haushalte über diversifiziertere und widerstandsfähigere Einkommensquellen verfügen.
Durch den Einsatz von Vorhersagetechnologie und widerstandsfähigen Anbaumethoden zeigt Satkhira, wie nachhaltige Ernährungssysteme selbst den härtesten Klimaschocks standhalten können. Anstatt dass jeder Zyklon die Gemeinden weiter zurückwirft, sind sie in der Lage, sich gemeinsam auf die Schäden vorzubereiten und sie zu überwinden.
Eine Zukunft ohne Hunger durch nachhaltige Ernährungssysteme
Die Beseitigung des Hungers ist nicht nur ein Wunsch, sondern ein erreichbares Ziel. Die unglaublich widerstandsfähigen Gemeinden in Sambia, Kenia und Bangladesch zeigen, dass selbst unter schwierigen Umständen nachhaltige Ernährungssysteme aufgebaut werden können. Durch innovatives Denken und gemeinsame Anstrengungen können wir Ernährungssysteme schaffen, die heute alle Menschen ernähren und gleichzeitig zu einer besseren Zukunft beitragen.